Frankreichs Politik-Jungstar Macron: Neuer Männerpakt gegen Marine Le Pen

Von: Philip Fabian

Unterstützung für den französischen Präsidentschaftskandidaten Emmanuel Macron: Der Alt-Politiker François Bayrou (65) verzichtet darauf, zum vierten Mal selbst für die Präsidentschaft zu kandidieren und bietet stattdessen der „En marche!“-Bewegung von Polit-Jungstar Macron ein Bündnis an. 

Macron bezeichnete das Kooperationsangebot als „beispiellos“ und „mutig“, und nahm es prompt an. Einer seiner Helfer sprach vor Journalisten von einem „Wendepunkt des Wahlkampfs“.

Die Überraschung ist dem 39-Jährigen willkommen: Er ist einen Konkurrenten los und sein Unterstützer Bayrou ist ein Mann von politischem Gewicht.

Laut Umfragen hätte Bayrou mit etwa sechs Prozent der Stimmen im ersten Wahlgang rechnen können, wenn er selbst ins Rennen gegangen wäre. 

Auch das Timing dieses Coups kam Macron gelegen. Er hatte eine schwierige Woche hinter sich, ein Patzer dämpfte seine Umfragewerte: Bei einem Besuch in Algerien hatte er die Kolonisierung des Landes, das seine Unabhängigkeit von Frankreich 1962 blutig erkämpft hatte, als „Verbrechen an der Menschheit“ bezeichnet. Nicht nur Front-National-Wählern waren über diese Aussage empört. 

Nach aktuellen Umfragen würde Macron in der ersten Runde der Präsidentschaftswahl am 26. April etwa 19 bis 21 Prozent der Stimmen bekommen – und liegt damit Kopf an Kopf mit dem konservativen Kandidaten François Fillon, der trotz seiner Affäre um eine Scheinbeschäftigung seiner Frau weiterkämpft – und tatsächlich aufholt.  

Wer ist François Bayrou?

Politisch kommen Macron und Bayrou zwar aus verschiedenen Richtungen – Bayrous Bewegung war ursprünglich eine Abspaltung des konservativen Blocks, während Macron Wirtschaftsminister unter der sozialistischen Regierung von Präsident François Hollande war. Gemeinsam ist ihnen aber, dass sie ausgesprochen pro-europäisch sind, und dass sie die traditionelle politische Links-Rechts-Landschaft Frankreichs umkrempeln wollen. 

Bayrou ist ein alter Hase der französischen Politik, gilt allerdings als uncharismatisch. Satiresendungen zeichnen von ihm stets das Bild eines langweiligen Verlierers, der langsam spricht, keine Meinung hat, aber ein hohes Staatsamt bekleiden will.

Der Autor Michel Houellebecq beschreibt ihn in seinem Roman „Unterwerfung“ sogar als „einzigartig dämlich“ und lässt ihn einen Deal mit der islamischen Partei eingehen, die die Macht in Frankreich übernimmt. 

Bayrou hatte bereits dreimal für die französische Präsidentschaft kandidiert. 2007 kam er mit überraschenden 18 Prozent der Stimmen auf Platz drei der ersten Wahlrunde, verspielte seine Rolle als Königsmacher aber, als er – wahrscheinlich aus persönlicher Animosität zu Nicolas Sarkozy, dem späteren Sieger – die sozialistische Kandidatin Ségolène Royal unterstützte. Einen Monat später büßte er bei der Parlamentswahl mehr als zwei Drittel seiner Wählerschaft ein. 

Marine Le Pen führt die Umfragen an

Weit vorn liegt in den Umfragen für die erste Wahlrunde, bei der sich die beiden Erstplatzierten für die Stichwahl am 6. Mai qualifizieren, Front-National-Kandidatin Marine Le Pen mit etwa 26 Prozent der Stimmen.

Am Mittwoch eröffnete die französische Staatsanwaltschaft ein Verfahren gegen Le Pens Büroleiterin wegen Veruntreuung von Geldern: Sie soll mit ihrem EU-Gehalt für die Partei in Frankreich gearbeitet haben. 

Bislang scheint diese Affäre Marine Le Pen nicht geschadet zu haben. Es handele sich um ein politisches Verfahren, betont sie immer wieder. Man könne die Büroleiterin in ihrem Brüsseler Abgeordnetenbüro nicht von der in Frankreich aktiven Front-National-Funktionärin trennen, wenn es sich um dieselbe Person handele, erklärte sie auch gestern wieder im französischen Fernsehen TF1. 

Dort bekräftigte sie auch, dass sie als Präsidentin aus der Eurozone austreten wolle und wieder die alte nationale Währung, den Franc, einführen würde. 

Sowohl gegen Emmanuel Macron als auch gegen François Fillon würde Marine Le Pen in der Stichwahl verlieren. Macron würde sie mit deutlich größerem Abstand schlagen – insofern hat die Ankündigung des neuen Bündnisses der Mitte die Wahrscheinlichkeit verringert, dass Marine Le Pen Präsidentin wird.

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