NFL-Spielwoche 7: Bittere Nebel-Klatsche für die Falcons

Von: Von AXEL GUSTKE

Wie aufregend! 14 Jahre nach dem spektakulären „Nippelgate“-Auftritt mit Janet Jackson, darf Superstar Justin Timberlake (36) erneut bei der Halbzeit-Show des Super Bowl singen. Am 4. Februar tritt der millionenschwere Sänger auf der Bühne im Minnesota-Stadion auf.

Zurück zum Sport! Es bleibt dabei: Die NFL ist in dieser Saison so ausgeglichen wie selten zuvor. Bis auf vier Teams hat jeder schon mindestens zweimal gewonnen und zweimal verloren.

An diesem Spieltag waren wieder einige überraschende Ergebnisse dabei. Und die Frage, wer denn jetzt eigentlich zu den Favoriten gehört, ist völlig offen.

New England Patriots – Atlanta Falcons 23:7

Dichter Nebel in Foxborouogh: Die Action im Gillette Stadium zwischen den New England Patriots und den Atlanta Falcons fand unter einem weißen Schleier statt, von der Tribüne aus war in der zweiten Halbzeit nicht mehr viel zu erkennen. Auch die meisten Fernsehkameras machten schlapp, dadurch gab’s statt der gewohnten Totalen-Einstellung nur noch die Videospiel-Perspektive der direkt über dem Spielfeld hängenden Kameras – „Madden“ lässt grüßen.

An Durchblick fehlte es in diesem heiß erwarteten Super-Bowl-Rematch vor allem den Gästen aus Atlanta. Es sollte eigentlich die große Revanche für die bittere Pleite vom Februar werden – blöd nur, dass der Vizemeister zur Zeit nicht mal annähernd an die Form von damals rankommt.

Die Champions aus New England hatten dadurch von Anfang an leichtes Spiel. Tom Brady zog die Angriffsserien seiner Patriots gewohnt sicher auf und die Defense hatte wenig Mühe mit den harmlosen Falcons. Ein Knackpunkt schon vor der Pause: Atlanta geht bei einem vierten Down auf Risiko, schafft aber nicht die nötigen sechs Yards. Im Gegenzug erzielen die Patriots einen Touchdown und gehen so mit einer stattlichen 17:0-Führung in die Pause. Überhaupt machten sich die Falcons mehrfach das Leben selbst schwer, sowohl durch fragwürdige Auswahl der Spielzüge als auch durch Penalties.

Als das Spiel dann mehr und mehr im Nebel versank, führten die Patriots auch schon mit 23:0. Erst kurz vor Schluss wendete Julio Jones mit seinem ersten Touchdown dieser Saison wenigstens noch die totale Blamage ab – es war aber nur noch Ergebnis-Kosmetik.  

Oakland Raiders – Kansas City Chiefs 31:30

Dieses Spiel hatte alles, was sich ein Football-Fan wünschen kann: spektakuläre Offense auf beiden Seiten, eine wilde Aufholjagd und ein unfassbar dramatisches Finish. Das Wachbleiben fürs Donnerstag-Nacht-Match hat sich mal so richtig gelohnt. Titelkandidat Oakland brauchte nach dem Fehlstart in die Saison (2:4) unbedingt einen Sieg und endlich mal einen überzeugenden Auftritt von Quarterback Derek Carr (26) und Wide Receiver Amari Cooper. (23) Sie bekamen: ALLES! Carr warf Pässe für 417 Yards Raumgewinn, 210 davon auf Cooper.

Doch die Chiefs-Offense ließ sich natürlich nicht lumpen: Alex Smith (342 Yards, drei Touchdowns) Tyreek Hill (23) & Co. waren wie immer nur schwer zu stoppen. Der allerletzte Angriff der Raiders wurde dann zum Flaggen-Krimi: Dreimal in Folge wurde ein Spielzug zurückgepfiffen, am Ende bekamen die Raiders noch eine allerletzte Chance, obwohl die Uhr schon heruntergelaufen war – und Derek Carr nutzte sie.

Sein alles-oder-nichts Pass von 2 Tards vor der Endzone landete in den Armen von Michael Crabtree (30), Touchdown. Kicker Giorgio Tavecchio (27) vollendete dann mit dem entscheidenden Kick zum Sieg, der Schlusspunkt in einem verrückten Spiel.

Und dann war da noch Marschawn Lynch (31). Der schillernde Running Back der Raiders war im Spiel zunächst kaum ein Faktor und wurde dann auch noch disqualifiziert, weil er während eines Gerangels einem Schiedsrichter an den Kragen ging. Doch anstatt wütend aus dem Stadion zu stürmen, wurde Lynch später auf der Tribüne gesehen, wo er sich zusammen mit Raiders-Fans den Rest des Spiels ansah. Anschließend fuhr er mit der Bahn nach Hause und stimmte zusammen mit Fans „F*ck the Chiefs“-Sprechchöre an. Marshawn Lynch eben.

Einen starken Einstand hatte Linebacker Navorro Bowman, der an insgesamt 11 Tackles beteiligt war. Der dreifache Pro-Bowler wurde nur wenige Tage zuvor von den 49ers entlassen und dann von den Raiders unter Vertrag genommen.

Los Angeles Rams – Arizona Cardinals 33:0

London Calling: Zum dritten Mal in dieser Saison war die NFL zu Gast in der britischen Hauptstadt, diesmal allerdings nicht in Wembley sondern im Rugby-Tempel Twickenham Stadium vor 73 736 Zuschauern. Auch neu: Die spätere Kickoff-Zeit um 18 Uhr Ortszeit – ein echtes “Prime-Time”-Spiel unter Flutlicht also. Nichts Neues allerdings in Sachen Spannung, Europas Football-Fans haben in diesem Jahr einfach kein Glück.

Auch das dritte London-Match wurde zu einer extrem einseitigen Sache. Die Rams dominierten von Beginn an während bei den Cardinals gar nichts klappte, vor allem nachdem Quarterback Carson Palmer (37) im zweiten Viertel verletzt ausfiel. Zu diesem Zeitpunkt stand es noch 0:6, doch das Unheil nahm seinen Lauf. Noch mehr schlechte Laune für Cardinals-Fans dann nach dem Spiel: Palmers Verletzung stellt sich als Armbruch heraus, er wird gut acht Wochen lang ausfallen. Ersatzmann Drew Stanton (33) hatte in London wenig Grund zur Hoffnung gegeben, dass es mit ihm auch nur halbwegs gut laufen könnte.

Während Arizona also vor haufenweise Problemen steht, können die Rams sich über den besten Saisonstart seit 2003 freuen. 5:2 die Bilanz und eine erneut beeindruckende Vorstellung von Offense und Defense – die Konkurrenz in der NFC sollte so langsam gewarnt sein.

Miami Dolphins – New York Jets 31:28

Die Dolphins sind die Comeback-Könige. Schon letzte Woche lagen sie in Atlanta zwischenzeitlich mit 0:17 zurück und gewannen am Ende, heute stand es zu Beginn des Schlussviertels noch 28:14 für die Jets. Doch dann kam die Aufholjagd von Quarterback Matt Moore (33) und seinen Dolphins. Matt Moore? Richtig, der Ersatzmann musste es richten weil Jay Cutler (34) nach einer guten ersten Halbzeit verletzt ausgefallen war. Moore warf zwei Touchdown-Pässe auf Kenny Stills (25) und glich die verloren geglaubte Partie sensationell aus.

Doch es wurde noch verrückter: Gleich im nächsten Angriffsversuch der Jets warf deren Quarterback Josh McCown (38) eine Interception – plötzlich hatte Miami den Ball an der gegnerischen 22-Yard-Linie mit nur noch 29 Sekunden zu spielen. Der Rest war Formsache: Ein bisschen die Uhr runtergespielt und dann per Field Goal die entscheidenen Punkte besorgt. Die kommenden Gegner der Dolphins sollten gewarnt sein: Egal wie hoch die Führung, bloß nicht darauf ausruhen.

Buffalo Bills – Tampa Bay Buccaneers 30:27

So schnell kann es gehen im Football: Da spielst du eine verrückte Aufholjagd und siehst drei Minuten vor Schluss wie der Sieger aus – und dann geht alles schief.

Doch der Reihe nach: Tampa Bay hatte sich von einem 6:17-Rückstand auf 20:20 zurückgekämpft, bei Quarterback Jameis Winston (23) war von der Schulterverletzung nichts mehr zu sehen. Er führte sein Team dann im Schlussviertel zur Führung, Mike Evans (24) fing den Touchdown-Pass zum 27:20 mit nur noch drei Minuten und 14 Sekunden auf der Uhr.

Doch dann kamen die Bills: Für den erneuten Ausgleich brauchten die Gastgeber nur drei Spielzüge und 46 Sekunden. Und auch die folgende Angriffsserie der Buccaneers endete schnell – mit einem Fumble und Ballbesitz Buffalo gleich im ersten Spielzug. Plötzlich hatten die Hausherren den Matchball und sie nutzten ihn mit einem Field Goal durch Kicker Steven Hauschka (32) zum 30:27-Endstand.

Apropos Hauschka – der stellte noch einen beachtlichen Rekord auf: Der frühere Seahawks-Kicker hat bei Field Goals aus über 50 Yards Entfernung nun zwölfmal in Folge getroffen.

Pittsburgh Steelers – Cincinnati Bengals 29:14

Eier muss man haben, das wusste schon Oliver Kahn. Und auch die Pittsburgh Steelers lieferten den Beweis im vierten Viertel gegen Erzfeind Cincinnati: Zwölf Punkte Führung und noch über sechs Minuten auf der Uhr, da kann man auf Nummer Sicher gehen – oder man macht auf Risiko und sucht mit einem Fake-Punt die Vorentscheidung.

Genau das wagte Coach Mike Tomlin – und die spektakuläre Aktion funktionierte. Safety Robert Golden (27), der scheinbar nur zum Blocken auf dem Feld stand, bekam den Ball und warf einen 44-Yard-Pass auf Darrius Heyward-Bey (30). Ein neuer First Down und letztlich ein Field Goal waren die Folge, was die Führung auf 15 Punkte ausbaute und wichtige Zeit von der Uhr nahm.

Die Bengals waren endgültig geschlagen. Ein verdienter Sieg für die Steelers, bei denen vor allem Running back Le’veon Bell (26) mit 192 Yards Raumgewinn glänzte.

Green Bay Packers – New Orleans Saints 17:26

Kein gutes Starter-Debüt für Rodgers-Ersatz Brett Hundley (24). Saints-Quarterback Drew Brees mit dem 500. Touchdown-Pass seiner Karriere – nur Peyton Manning, Brett Favre und Tom Brady haben mehr.

Chicago Bears – Carolina Panthers 17:3

Kein Offensiv-Touchdown im ganzen Spiel – beide Bears-Touchdowns wurden durch die Defense erzielt.

Cleveland Browns – Tennessee Titans 9:12 (OT)

Das Quarterback-Trauerspiel bei den Browns geht weiter: Rookie Deshone Kizer (21) bekam eine zweite Chance als Starter, warf gleich mal zwei Interceptions und landete wieder auf der Bank.

Indianapolis Colts – Jacksonville Jaguars 0:27

Furiose Jaguars-Defense mit zehn Quarterback-Sacks – schon zum zweiten Mal in dieser Saison!

Minnesota Vikings – Baltimore Ravens 24:16

Insgesamt neun Field Goals (sechs von Vikings-Kicker Kai Forbath),  NFL-Rekord eingestellt.

San Francisco 49ers – Dallas Cowboys 10:40

Running Back Ezekiel Elliot (22) konnte seine Sperre von sechs Spielen erneut gerichtlich aufschieben und durfte spielen – und wie: 219 Yards Raumgewinn und drei Touchdowns!

New York Giants – Seattle Seahawks 7:24

Seahawks erzielen 21:0 Punkte in der zweiten Halbzeit. Russel Wilson mit 334 Pass-Yards und drei Touchdowns.

Los Angeles Chargers – Denver Broncos 21:0

Die erste Zu-Null-Klatsche für Denver seit 1992!

Monday Night Game:

Philadelphia Eagles – Washington Redskins (Kickoff: Dienstag 02.30 Uhr MESZ)

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