Gladbachs Ginter über Gähn-Meisterkampf, Fan-Ärger und Jogi-Chancen: „Play-offs würden es  spannender machen!“

Von: MORITZ LEIHKAMM und CHRISTIAN HORNUNG

Gladbach ist die einzige Mannschaft, die diese Saison Bayern unter Heynckes besiegt hat. Seitdem geht es aber bergab – ist da einigen etwas zu Kopf gestiegen?

Matthias Ginter (24): Nein, da sehe ich keinen Zusammenhang. Richtig ist, dass unsere Ergebnisse in letzter Zeit nicht gut waren. Klar wird diskutiert, ob wir genug kämpfen. Aber wir haben bessere Zweikampf- und Laufwerte als zum Auftakt der Hinrunde. Nur bei Ballbesitz fällt es uns zurzeit schwer. Wir spielen uns nicht mehr pro Partie fünf, sechs klare Chancen raus. Und die, die wir haben, nutzen wir nicht mehr so konsequent.

Und jetzt kommt Ihr Ex-Klub Dortmund, wo es im Hinspiel eine 1:6-Klatsche gab. Wie lange tat das weh?

Gar nicht so lange, denn es war anfangs sogar ein offener Schlagabtausch, wir hatten Riesenchancen. Aber so doof es an dem Tag war – es war für uns auch hilfreich. Wir haben gesehen, dass wir in den entscheidenden Szenen nicht konsequent waren – offensiv und defensiv.

Der Meisterkampf war dieses Jahr schon in der Winterpause entschieden. Sie sind Fan der nordamerikanischen Basketball-Liga NBA – was halten Sie von einem Play-off-Modus?

Das würde es auf jeden Fall spannender machen. Man könnte in der K.o.-Runde auch ein Best-of-Three oder Best-of-Five ausspielen. Als Fußballer liebt man große Spiele, ich hätte nichts dagegen.

DFB-Ärger, Montagsspiele, die 50+1-Thematik – entfernt sich die Liga von den Fans?

Wir sind schon an einem Punkt, wo die Abspaltung von den Fans gefährlich werden kann. In England ist dieser Prozess schon vollzogen. Da werden die Mannschaften komplett von den Fans isoliert, die gehen nach dem Spiel nicht mal in die Kurve. Und Tickets kosten das Doppelte. Wir sind hier viel näher an unseren Anhängern dran.

Gut so?

Absolut! Mir ist es sehr wichtig, dass wir den Kontakt zu unseren Fans behalten, dass es öffentliches Training gibt. In Gladbach funktioniert das gut. Bei anderen Klubs fährt man nach dem Training aus der Tiefgarage und dann ist man direkt auf der Autobahn. Da schaut der Fan dann in die Röhre.

In Gladbach gab es zuletzt aber Stress mit den Fans. Warum?

Die Erwartungshaltung ist in den letzten Jahren gestiegen. Aber wir sind eben nicht Bayern und schießen alle aus dem Stadion. Es gibt dann, aufgrund der Emotionalität, bei den Fans wenige Grauzonen. Es ist ja nicht alles schlecht, wenn man verliert. So wie nicht alles gut ist, wenn man gewinnt.

Erleben Sie dieses Jahr den „Summer of Löw“ oder „Summer of Love“?

Ginter lacht.

Hoffentlich beides! Die standesamtliche Hochzeit ist schon geplant. Da wir uns im Pokal leider verabschiedet haben, steht der Termin sogar noch vor der Weltmeisterschaft. Und dann nach Russland zu fahren und erfolgreich zu sein, ist natürlich ein großes Ziel.

Sind die WM-Chancen durch den Wechsel nach Gladbach gestiegen?

Ja, gerade die letzten Wochen und Monate liefen bei mir in die richtige Richtung. Hier habe ich meine feste Position, ich übernehme Verantwortung, die Wertschätzung ist hoch. Zudem haben der Confed-Cup und auch die Länderspiele danach meine Chancen sicher nicht verringert. Als Mannschaft können wir aber natürlich nicht zufrieden sein, da hilft es auch nichts, wenn man Komplimente für die eigene Leistung bekommt.

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