Zum Inhalt springen

Wegen neuer Ausbrüche Regierung prüft Masern-Impfpflicht für Kinder

Infektionen mit dem gefährlichen Masernerreger häufen sich. Nun beraten SPD und Union darüber, Impfungen von Kindern gesetzlich vorzuschreiben. Die Krankheit ist hochgradig ansteckend und kann tödlich enden.
Symbolbild

Symbolbild

Foto: Marius Becker/ dpa

Angesichts einer drohenden Masernwelle in mehreren Regionen Deutschlands prüft die Große Koalition die Einführung einer bundesweiten Impfpflicht für Kinder gegen die Virusinfektion.

SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sagte den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland, er befinde sich mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) in Gesprächen über einen entsprechenden Schritt. Er sei "zuversichtlich, dass wir demnächst einen entsprechenden Vorschlag vorlegen können". Lauterbach betonte, seine Partei trete innerhalb der Koalition für eine Impfpflicht für Kinder ein, die sich auf Masern begrenzen solle.

Auch die Liberalen fordern die Einführung. Der stellvertretende Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion Michael Theurer sagte, Kinder nicht impfen zu lassen, sei "verantwortungslos gegenüber dem Wohl des eigenen Kindes und auch gegenüber Menschen, die aus gesundheitlichen Gründen nicht selbst geimpft werden können."

Unicef meldet starken Anstieg der Infektionszahlen

Gesundheitsminister Spahn hatte sich zu seiner Zeit als Gesundheitspolitiker der CDU/CSU-Bundestagsfraktion bereits für verpflichtende Masern-Impfungen für Kinder starkgemacht. Anlass für die erneute Debatte ist eine Häufung von Masern-Fällen unter anderem im niedersächsischen Hildesheim.

Angesichts dieses Ausbruchs hatte sich die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) zuletzt erneut für eine Impflicht gegen Masern ausgesprochen. Masernerkrankungen seien extrem ansteckend und potenziell tödlich. Je besser die Durchimpfungsrate sei, desto sicherer sei das Leben gerade für die Kleinsten, erklärte die Fachgesellschaft.

Mehr zum Thema

Weltgesundheitsbehörde meldet: Masernfälle in Europa haben sich verdreifacht

Forscher widerlegen Behauptung: Impfung ist kein Auslöser von Autismus

Neben der akuten Erkrankung kann es als Spätfolge zur sogenannten SSPE kommen, einer meist tödlichen Entzündung des Gehirns. Besonders gefährdet sind Kinder im ersten Lebensjahr, die noch zu jung für eine Masern-Mumps-Röteln-Impfung sind.

Auch internationale Organisationen warnen massiv vor einer alarmierenden Zunahme von Masernfällen: Weltweit hätten im vergangenen Jahr 98 Länder ein stärkeres Auftreten der Virusinfektion registriert als im Vorjahr, heißt es in einem aktuellen Bericht des Uno-Kinderhilfswerks Unicef.

beb