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Tod eines Mädchens: Der Fall Peggy Knobloch

Foto: [M] DPA

DNA-Spur von Böhnhardt Ermittler prüfen mögliche Polizeipanne im Mordfall Peggy

Dort, wo die Leiche der kleinen Peggy Knobloch lag, fand sich eine DNA-Spur des mutmaßlichen NSU-Terroristen Uwe Böhnhardt. Nun gibt es nach Informationen des SPIEGEL Hinweise, dass die Spur Folge einer Ermittlerpanne sein könnte.

Möglicherweise hat das Bundeskriminalamt (BKA) herausgefunden, wie die DNA des mutmaßlichen NSU-Terroristen Uwe Böhnhardt auf ein Stück Stoff übertragen wurde, das unmittelbar neben der Leiche der 2001 verschwundenen Peggy Knobloch gefunden worden war. Die BKA-Beamten verglichen die Tatortfotos vom Auffinden des toten Böhnhardt und von der Bergung der Skelett-Teile von Peggy. Auf den Fotos war derselbe markante Meterstab der Spurensicherung zu sehen.

Das Messgerät sei nahezu unverwechselbar und von einer Beschaffenheit, die es "nur einmal gibt", hieß es in Ermittlerkreisen. Offenbar ist es für die Fahnder nun vorstellbar, dass eine Körperzelle des toten Böhnhardt mit diesem Meterstab an den Fundort von Peggy übertragen wurde. Bei der Bergung der Mädchenleiche im Juli in einem Wald an der Grenze zwischen Bayern und Thüringen war den Angaben zufolge dieselbe Tatortgruppe der Polizei im Einsatz wie bei der Bergung des toten Böhnhardt im November 2011 in einem Wohnmobil in Eisenach.

Der Sprecher des Polizeipräsidiums Oberfranken, das den Fall Peggy bearbeitet, wollte sich zu den neuen Erkenntnissen zunächst nicht äußern, sagte dem SPIEGEL aber, es seien seit heute neue Ermittlungsschritte notwendig. Man habe von Beginn an darauf hingewiesen, dass geklärt werden müsse, wie die DNA übertragen wurde, so Jürgen Stadter.

Bayreuths Leitender Oberstaatsanwalt Herbert Potzel, dessen Behörde die Ermittlungen im Fall Peggy leitet, wollte sich auf SPIEGEL-Anfrage ebenfalls "nicht zu Einzelheiten der Ermittlungen" äußern. "Der Weg der Spur" würde jedoch "genau nachgeprüft, im Sinne der Qualitätssicherung", so Potzel.

Am Donnerstagnachmittag teilten das Polizeipräsidium und die Staatsanwaltschaft mit, man werde das "Spurensicherungsgerät" auf eine mögliche Verunreinigung untersuchen lassen. Dies soll von einer Stelle durchgeführt werden, die mit den bisherigen Ermittlungen nicht befasst war. Zudem würden Zeugen befragt, "um den genauen Weg der Spur, deren Sicherung und Bearbeitung in Thüringen und Bayern lückenlos zu überprüfen". Weitere Informationen könnten derzeit aus ermittlungstaktischen Gründen nicht mitgeteilt werden.

Der DNA-Fund war auch im NSU-Prozess gegen Beate Zschäpe thematisiert worden. Der Vorsitzende Richter Manfred Götzl fragte die Hauptangeklagte Beate Zschäpe am Mittwoch, ob sie über Informationen zu Peggy verfüge, die sie nicht aus den Medien habe. Ihr Anwalt Hermann Borchert kündigte daraufhin eine schriftliche Beantwortung an.