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Hip-Hop-Mogul Vier Frauen werfen Russell Simmons Vergewaltigung vor

"Ich war zerstört": Vier Frauen erheben schwere Vorwürfe gegen den Gründer der legendären Plattenfirma Def Jam - Russell Simmons soll sie vergewaltigt haben. Er bestreitet das.
Russell Simmons (Mai 2016 in Beverly Hills)

Russell Simmons (Mai 2016 in Beverly Hills)

Foto: Alberto E. Rodriguez/ Getty Images

"Ich habe mich gelöscht", sagt Drew Dixon.

"Ich habe nichts gemacht, nur meine Augen geschlossen und darauf gewartet, dass es aufhört", sagt Tina Baker.

"Ich habe mich 29 Jahre lang alleingelassen gefühlt, niemand wollte mir zuhören", sagt Toni Sallie.

"Ich habe versucht, mich zu wehren. Er hat seinen Willen bekommen", sagt Sherri Hines.

Die vier Frauen haben mit US-Medien ausführlich über ihre Erfahrungen mit dem Hip-Hop-Mogul Russell Simmons gesprochen - und ihm vorgeworfen, sie vergewaltigt zu haben. Die Vorfälle sollen sich zwischen 1988 und 2014 zugetragen haben.

Dixon, Baker und Sallie sprachen mit der "New York Times" . In allen Fällen hat die Zeitung eigenen Angaben zufolge mit Freunden und Bekannten der Frauen gesprochen. Diese hätten bestätigt, dass die Frauen bereits damals, als es zu den Übergriffen gekommen sein soll, von den Vorfällen berichtet hätten. Dass sie erst jetzt damit an die Öffentlichkeit gehen, begründeten sie laut der Zeitung mit den Folgen des Weinstein-Skandals: Den Geschichten von Opfern sexuellen Missbrauchs würde inzwischen häufiger geglaubt.

Hines sprach mit der "Los Angeles Times" : Sie gab an, Simmons habe sie 1983 in seinem Büro vergewaltigt.

Simmons: "Habe größten Respekt vor Frauen"

Simmons bestreitet die Vorwürfe "vehement", wie er per Mitteilung an die "NYT"  und an die "LA Times" erklärte. "Diese furchtbaren Anschuldigungen haben mich bis ins Mark erschüttert und alle meine Beziehungen waren einvernehmlich." Er habe den größten Respekt für Frauen.

Bereits im vergangenen Monat hatten ein Model und eine Schauspielerin schwere Vorwürfe gegen Simmons erhoben, um Vergewaltigung ging es dabei nicht. Er entschuldigte sich damals für "rücksichtsloses und unsensibles" Verhalten und zog sich aus seinen Firmen zurück. Er bestritt aber, gewalttätig gewesen zu sein.

Simmons gründete 1984 die legendäre Plattenfirma Def Jam, die mit ihren Mega-Stars Beastie Boys oder Public Enemy tonangebend war. Der 60-Jährige gilt als einer der erfolgreichsten Musikproduzenten Amerikas. Donald Trump sagte einmal  über Simmons: "Er ist einer der größten Unternehmer, die es gibt. Ein fabelhafter Kerl mit einem ungeheuren Gespür für das Geschäft."

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US-Debatte: Vorwürfe, Reaktionen, Konsequenzen

Foto: Emma McIntyre/ Getty Images

Die Vorwürfe von Dixon, Baker, Sallie und Hines

Dixon, Baker, Sallie und Hines berichten nun in den Zeitungen detailliert davon, wie Simmons seine Macht ausgenutzt haben soll.

Im Fall von Drew Dixon soll es 1995 zu der Vergewaltigung gekommen sein. Sie arbeitete damals bei der Plattenfirma Def Jam, "Russell war wie der König des Hip-Hop", sagte sie der Zeitung. Simmons habe sie während Arbeitstreffen aufgefordert, auf seinem Schoß zu sitzen. Zudem soll er ihr regelmäßig seinen erigierten Penis gezeigt haben. "Ihn abzuwehren, war ein tagesfüllender Job." Zugleich habe sie nicht ihre einzige Chance auf eine Karriere ruinieren wollen, wie sie sagt. In seiner Wohnung in Manhattan sei es zu der Vergewaltigung gekommen. "Ich war zerstört." Als Konsequenz habe sie später ihre Musikkarriere aufgegeben. "Ich habe mich gelöscht."

Im Fall von Tina Baker soll es Anfang der Neunzigerjahre zu der Vergewaltigung gekommen sein. Sie war eine aufstrebende Sängerin, trat im Hintergrund für Madonna und Bruce Springsteen auf und arbeitete als eigenständige Künstlerin. Simmons war ihr Manager. Er habe sie zu sich nach Hause eingeladen, um über ihre Karriere zu sprechen, sagte Baker der Zeitung. "Es wurde sehr schnell sehr furchtbar." Simmons habe sie auf sein Bett gezwungen und ihr gesagt, sie solle sich nicht wehren. "Ich habe nichts gemacht, nur meine Augen geschlossen und darauf gewartet, dass es aufhört."

Im Fall von Toni Sallie soll es 1988 zu der Vergewaltigung gekommen sein. Sie war Journalistin bei einem Musikmagazin und hatte Simmons für ein paar Dates getroffen, die Beziehung dann aber beendet. Später habe er sie zu sich nach Hause eingeladen, zu einer größeren Party, die er dort veranstalten wollte. Stattdessen fand Sallie nur Simmons vor. "Er hat mich aufs Bett gedrückt und ist auf mich gesprungen." Sie hätten gekämpft, sie habe Nein gesagt. Im Anschluss sei sie zu verängstigt gewesen, um die Vergewaltigung anzuzeigen. Sie habe mehreren Personen in der Musikindustrie von dem Fall berichtet, niemand habe sie ernst genommen. "Ich habe mich 29 Jahre lang alleingelassen gefühlt, niemand wollte mir zuhören."

Im Fall von Sherri Hines soll es etwa 1983 zu der Vergewaltigung gekommen sein. Die beiden kannten sich aus der New Yorker Musikszene, sagte sie der "LA Times", Hines war Mitglied einer Hip-Hop-Band. Eines Abends hätten sie sich in einem Nachtklub zufällig getroffen, Simmons habe ihr dann sein neues Büro zeigen wollen, sagte Hines. "Er hat mich festgehalten, und ich habe versucht, mich zu wehren. Er hat seinen Willen bekommen."

aar

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