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Mohammed bin Salman CIA macht saudischen Kronprinzen für Khashoggi-Mord verantwortlich

Verbindung direkt ins saudische Königshaus: Der Geheimdienst CIA hält Mohammed bin Salman offenbar für den Auftraggeber des Mordes an Kritiker Jamal Khashoggi. Jetzt wächst der Druck auf US-Präsident Trump.
Mohammed bin Salman (l.), Donald Trump

Mohammed bin Salman (l.), Donald Trump

Foto: Evan Vucci/ AP

Der US-Geheimdienst CIA kommt nach Medienberichten zu der Einschätzung, dass der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman die Tötung des Journalisten Jamal Khashoggi angeordnet hat. Die CIA sei zu dieser Schlussfolgerung gekommen, nachdem sie mehrere Quellen ausgewertet habe, darunter ein Telefongespräch zwischen dem Bruder des Kronprinzen und Khashoggi, berichtete die "Washington Post"  unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen.

Bei dem Telefonat habe Khalid bin Salman, Saudi-arabischer Botschafter in den USA, zu Khashoggi gesagt, dass er in das saudi-arabische Konsulat in Istanbul kommen solle, um Dokumente abzuholen, schrieb die Zeitung. Er habe dem Journalisten zugesagt, dass dies sicher sei. Khalid bin Salman habe den Anruf auf Anordnung seines Bruders getätigt.

US-Präsident Donald Trump ist indes nach eigenen Angaben noch nicht vom Auslandsgeheimdienst CIA über dessen Einschätzung zur Ermordung Khashoggis unterrichtet worden. Trump sagte am Samstagmorgen (Ortszeit) vor seinem Abflug nach Kalifornien, er werde noch am selben Tag über die Erkenntnisse informiert werden. Bislang sei ihm gesagt worden, dass der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman keine Rolle bei der Tötung gespielt habe.

Der im Exil lebende saudi-arabische Regierungskritiker Khashoggi wurde Anfang Oktober in dem Konsulat seines Heimatlandes in Istanbul umgebracht, als er Unterlagen für seine Hochzeit abholen wollte. Unter immensem internationalen Druck auf Saudi-Arabien hatte die autokratische Regierung den Tod des "Washington Post"-Kolumnisten zugegeben. Riad beschuldigte aber hochrangige Regierungsmitarbeiter der Tat, die nicht auf Befehl von Kronprinz oder König gehandelt hätten. Diese Version wurde international als wenig glaubwürdig angezweifelt.

Botschafter Khalid bin Salman dementiert

Dem "Washington Post"-Bericht zufolge hätten US-Regierungsvertreter der CIA-Einschätzung eine hohe Glaubwürdigkeit attestiert. Das Weiße Haus war zunächst zu keiner Stellungnahme bereit.

Die Zeitung schränkte allerdings ein, dass es unklar sei, ob der Botschafter davon gewusst habe, dass Khashoggi ermordet werden würde. Khalid bin Salman selbst schrieb auf Twitter, er habe nicht mit Khashoggi am Telefon gesprochen - und er habe ihm auch nicht empfohlen, in die Türkei zu reisen. "Das ist eine schwere Anschuldigung, die nicht anonymen Quellen überlassen werden sollte", twitterte er.

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Auch das "Wall Street Journal" berichtet über die Einschätzung der CIA. Die Zeitung zitierte eine Quelle mit den Worten, die Tötung des Journalisten sei ohne die Beteiligung des Kronprinzen nicht möglich gewesen. Laut "New York Times" hat die CIA allerdings keinen eindeutigen Beweis für ihre These.

Die "New York Times" schrieb, die CIA-Anschuldigungen gegen Prinz Mohammed gründeten sich auch auf Telefonate des Einsatzteams, das Khashoggi tötete, mit hochrangigen Mitarbeitern des Kronprinzen. Aus den Mitschnitten geht demnach zwar hervor, dass Mohammed bin Salman Khashoggi zurück nach Saudi-Arabien habe locken wollen. Er habe aber nicht angeordnet, den Regierungskritiker zu töten.

Trauerfeier für Khashoggi in Istanbul

Trauerfeier für Khashoggi in Istanbul

Foto: BULENT KILIC/ AFP

Am Donnerstag hatte der saudi-arabische Generalstaatsanwalt die Todesstrafe für fünf mutmaßliche Beteiligte gefordert. Wenig später verhängte die Regierung von US-Präsident Donald Trump Sanktionen gegen 17 ehemalige saudi-arabische Regierungsmitarbeiter. Bei ihnen handelt es sich um jene, die auch schon von der Regierung in Riad als Schuldige dargestellt oder mit der Tat in Verbindung gebracht wurden.

Der prominenteste unter ihnen ist Saud bin Abdullah al-Kahtani. Er war zuständig für Medienangelegenheiten am Königshof und wurde in der Nacht gefeuert, in der Riad den Tod Khashoggis eingeräumt hatte. Al-Kahtani gilt als enger Vertrauter von Kronprinz Mohammed bin Salman. Das US-Finanzministerium teilte mit, die Operation zur Tötung Khashoggis sei von Al-Kahtanis Untergebenem Maher Mutreb koordiniert und ausgeführt worden.

Trump war wegen des Falls unter Druck geraten. Auch unter seinen Republikanern wurden die Stimmen immer lauter, die forderten, die Regierung müsse Sanktionen gegen Verantwortliche verhängen. Trump hatte in dem Fall lange Zeit einen Zick-Zack-Kurs gefahren und einen Bruch mit Saudi-Arabien vermieden. Der US-Präsident pflegt enge Verbindungen zu dem Land und sieht es als wichtigen Partner in der Region und bedeutenden Käufer amerikanischer Waffen. Durch die Berichte über die Einschätzung der CIA könnte Trump nun weiter unter Druck geraten, noch mehr in dem Fall zu tun.

US-Vizepräsident Mike Pence sagte am Rande des Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsforums (Apec): "Die USA sind entschlossen, all diejenigen zur Rechenschaft zu ziehen, die für diese Tötung verantwortlich sind." Die Tötung Khashoggis sei eine "Gräueltat" und ein "Angriff auf eine freie und unabhängige Presse".

mkl/dpa/Reuters
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