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Sorge vor ungeordnetem Brexit Fitch droht Großbritannien mit Herabstufung

Die US-Ratingagentur Fitch sorgt sich zunehmend um Großbritanniens Kreditwürdigkeit - und setzt das Rating auf "Watch Negativ". Auch der britische Innenminister sagt, das Risiko eines No-Deal-Brexits sei gestiegen.
Skyline von London

Skyline von London

Foto: Victoria Jones/ dpa

Wegen des ungewissen Ausgangs der Brexit-Verhandlungen prüft Fitch eine Herabstufung des britischen "AA"-Ratings. Gut fünf Wochen vor dem geplanten EU-Austritt sei das Risiko gestiegen, dass das Land die Europäische Union ohne Austrittsabkommen verlässt, hieß es in einer am Mittwochabend veröffentlichten Mitteilung der US-Ratingagentur .

Fitch setzte deshalb das Rating für Großbritannien auf "Watch Negativ" und deutete damit an, dass die bisherige Note "AA" herabgestuft werden könnte.

Die Auswirkungen eines ungeordneten Brexits auf das britische Wirtschaftswachstum seien nur schwer vorherzusehen, hieß es von Fitch. Es könne aber ein Vergleich gezogen werden zur Rezession Anfang der Neunzigerjahre, als das britische Bruttoinlandsprodukt über sechs Quartale um zwei Prozent geschrumpft war.

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Der britische Innenminister Sajid Javid sagte am Mittwoch, das Risiko eines No-Deal-Brexits sei gestiegen. Es sei "nicht möglich", diese Option auszuschließen, sagte er  im Gespräch mit dem Sender ITV.

Tatsächlich sind die Verhandlungen zwischen London und Brüssel festgefahren. Großbritannien will am 29. März aus der EU austreten. Das von Premierministerin Theresa May mit den übrigen 27 EU-Staaten vereinbarte Austrittsabkommen fand Mitte Januar im britischen Parlament aber keine Mehrheit. May will deshalb nachverhandeln. Die EU lehnt dies ab. Hauptstreitpunkt ist die Frage, wie die Grenze zwischen dem EU-Staat Irland und dem britischen Nordirland offen gehalten werden kann.

Corbyn kündigt parteiübergreifende Zusammenarbeit an

Auch beim jüngsten Treffen von May und EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker gab es keinen Durchbruch. Beide Seiten kündigten aber an, sich vor Ende Februar wieder treffen zu wollen. In einer gemeinsamen Erklärung hieß es , der Zeitplan sei eng, und es sei von historischer Bedeutung, "die EU und Großbritannien auf einen Weg hin zu einer tiefen und einzigartigen künftigen Partnerschaft zu führen".

May deutete den Stand der Dinge in einem Fernsehstatement positiv und sagte: "Wir haben Fortschritte gemacht." Brexit-Minister Stephen Barclay und Generalstaatsanwalt Geoffrey Cox kämen bereits am Donnerstag zu weiteren Gesprächen nach Brüssel.

Unabhängig davon plant auch der britische Oppositionsführer Jeremy Corbyn für Donnerstag einen Besuch bei EU-Unterhändler Michel Barnier. Vorab kündigte er eine parteiübergreifende Zusammenarbeit an, um einen No-Deal-Brexit abzuwenden. "Wir sagen laut und deutlich, dass es keine Mehrheit für einen 'No Deal' gibt", erklärte Corbyn. "Und Labour wird mit Politikern im ganzen Haus zusammenarbeiten, um einen 'No Deal' zu verhindern, der so schädlich für unsere Wirtschaft und unsere Gesellschaft wäre."

aar/dpa/AFP