Die Analyse nach der Relegations-Pleite: Wird der HSV nie mehr ein großer Klub?

Trainer Tim Walter holte mit dem HSV in der 2. Liga 66 Punkte, einen weniger als Heidenheim und Darmstadt

Trainer Tim Walter holte mit dem HSV in der 2. Liga 66 Punkte, einen weniger als Heidenheim und Darmstadt

Foto: WITTERS
Von: Kai-Uwe Hesse und Babak Milani

Diese Woche verlangt dem HSV und seinen Fans mental alles ab.

Sonntag der Fast-Aufstieg mit Platz-Sturm in Sandhausen (1:0). Donnerstag die Relegations-Prügel in Stuttgart (0:3). Schon vor dem Rückspiel Montag (20.45 Uhr) im Volkspark gegen den VfB scheint klar: Auch im fünften Anlauf wird es wohl nichts mit der Rückkehr in die Bundesliga.

Kapitän Sebastian Schonlau (28): „0:3 ist ein deutliches Ergebnis. Dass die Chance nicht größer geworden ist, das wissen wir auch. Solange sie da ist, werden wir kämpfen. Aufgegeben haben wir noch nie.“

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Für den HSV war der Abend in Stuttgart ernüchternd. Er hat deutlich aufgezeigt, wie weit die Hamburger inzwischen vom Tabellen-16. der Bundesliga entfernt sind. Sportlich, wirtschaftlich aber auch infrastrukturell.

Wird der HSV nie mehr ein großer Klub?

► Der VfB lässt sich seine Profi-Truppe 60 Millionen Euro kosten, der HSV kann 22 Mio. ausgeben. Selbst bei einem Aufstieg würde es Jahre dauern, um auf ein ähnliches Niveau zu kommen. Als Erstligist hätte Hamburg in der kommenden Spielzeit rund 40 Millionen zur Verfügung.

► Stuttgart hatte mit seiner Truppe in dieser Saison viele Probleme. Sebastian Hoeneß (41) ist bereits der vierte Trainer. Unbestritten ist aber, dass der VfB Donnerstag – mit Ausnahme der Torhüter – auf der jeder Position besser besetzt war.

HSV-Trainer Tim Walter (47) wechselt höchst selten, weil seine Bank nur wenig hergibt. Da saßen William Mikelbrencis (19), Unglücks-Verteidiger Javier Montero (24), Filip Bilbija (23), Ogechika Heil (22), Elijah Krahn (19) und Nicolas Kisilowski (19). Bei Stuttgart Millionen-Stars wie Silas (10 Mio. Marktwert) und Tiago Tomas (7 Mio. Marktwert).

► Auch beim Stadion laufen die Bundesligisten dem HSV davon. Während Hamburg mühsam 20, 25 Mio. zusammenkratzte, um durch eine Renovierung im alternden Volksparkstadion die Auflagen für die EM 2024 zu erfüllen, baut Stuttgart großzügig für 130 Millionen um.

Nach einem Jahrzehnt des Abstiegs und fünf Jahren in der 2. Liga fehlt dem HSV an allen Ecken und Enden die Kohle für gehobene Ansprüche. Die sind trotzdem aber da.

Die großen Erwartungen an den ehemaligen Europa-Pokalsieger können aber nur noch die Fans erfüllen. 53 529 Zuschauer kamen im Schnitt. Wie sehr sie Verein und Mannschaft unterstützen, ist bewundernswert.

Klar ist: Mit einem Personal-Etat von 22 Mio. hat man ausreichend Mittel, um in der 2. Liga Erster oder Zweiter zu werden. Vereine wie Hannover und Heidenheim liegen nicht weit dahinter. Etat-Krösus ist man trotzdem noch. Für eine erfolgreiche Relegation reicht es vermutlich nicht.

Da haben die Zweitligisten in den vergangenen elf Jahren zehnmal den Kürzeren gezogen. Nur Union Berlin setzte sich 2019 (gegen Stuttgart) durch.

Schafft der HSV noch mal die Trend-Wende?

Wenn die Hamburger im Juli in ihre sechste Zweitliga-Saison starten, kriegen sie es in jedem Fall mit prominenter Konkurrenz zu tun. Mit den Absteigern Schalke 04 und Hertha BSC.

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Zu erwarten ist, dass man mit denselben Sport-Bossen den nächsten Anlauf nehmen wird. Mit Vorstand Jonas Boldt (41, Vertrag bis 2025) und Trainer Walter (Kontrakt bis 2024).

Boldt steht grundsätzlich zu Walter. Daran wird sich auch bei einer klaren Niederlage im Rückspiel gegen Stuttgart nichts ändern.

HSV: Reis kann für 7,5 Mio. weg!

Ludovit Reis (23, Vertrag 2026) hat – für den Fall des Nicht-Aufstiegs – eine Ausstiegs-Klausel für 7,5 Millionen Euro. Der niederländische U21-Nationalspieler hat mehrere Anfragen aus der 1. Liga. Ein Wechsel ist wahrscheinlich.

Wie es mit Robert Glatzel (29) weitergeht, ist offen. Auch er könnte bei einem weiteren Jahr in der 2. Liga vorzeitig gehen. Die Ablöse würde 1,5 Mio. betragen.

Im Gegenzug sucht der Klub Innenverteidiger, schnelle Defensiv-Spieler und hochkarätigen Ersatz, sollten Reis und/oder Glatzel den HSV verlassen.

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