Junge (6) verschwand 1996 in Portugal: Maddie-Ermittler prüfen Spur zum Fall René

Quelle: BILD

Bis heute gilt Maddie als der bekannteste Vermisstenfall. Die Polizei legte mehrere Zehntausend Seiten Akten an, befragte mehr als 600 Personen. Eine Spur aber blieb ein ganzes Jahrzehnt unbeachtet: die von René Hasee (bei seinem Verschwinden sechs Jahre alt).

Elsdorf (Nordrhein-Westfalen) – Hat auch dieser Fall mit Christian B. (43), dem mutmaßlichen Mörder von Maddie McCann, zu tun? Im Juni 1996 verschwand bereits ein deutscher Junge (6) im Nachbarort von Praia da Luz. Elf Jahre vor Maddie. Und wie von dem englischen Mädchen fehlt auch von René Hasee aus Elsdorf (NRW) bis heute jede Spur.

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Wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ berichtet, geht die Polizei jetzt Hinweisen nach, wonach Christian B. auch für das Verschwinden von René Hasee verantwortlich sein könnte. Renés Vater Andreas Hasee sagte dem Blatt, er hoffe, dass er nun womöglich bald Gewissheit über das Schicksal seines Sohnes haben werde. Er glaube aber nicht, dass René noch am Leben sei.

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Hintergrund: Christian B. lebte zwischen 1995 und 2007 regelmäßig an der Algarve. Es wäre die nächste unfassbare Wende in dem Kriminalfall: Am Mittwoch war bekannt geworden, dass gegen den verurteilten deutschen Sexualstraftäter – der wegen Drogendelikten in der JVA Kiel sitzt – im Fall Maddie ermittelt wird. „Wir gehen davon aus, dass das Mädchen tot ist“, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Braunschweig, Hans Christian Wolters.

Doch nicht nur das: Auch im Fall Inga ermittelt die Staatsanwaltschaft, ob Christian B. für die Tat verantwortlich ist! Das Mädchen (damals fünf) verschwand am 2. Mai 2015 von dem Gelände des „Wilhelmshofs“ in Stendal, eines Heims für betreutes Wohnen – nur 90 Kilometer von einer alten Kistenfabrik entfernt. Einer Fabrik, die zu diesem Zeitpunkt Christian B. gehörte!

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Das Verschwinden von René

Maddie, Inga und jetzt René – wurden sie alle Opfer desselben Täters? BILD traf 2017 die Großeltern des Jungen in Elsdorf (Nordrhein-Westfalen). Fast jeden Nachmittag war der Junge bei seinen Großeltern, wenn Mutter Anita arbeitete. Unter der Kommode im Wohnzimmer standen noch seine Pantoffeln, Größe 31. „Ich kann sie nicht wegtun“, sagte Oma Irmgard Burbach. „Das wäre, als würde ich ihn aufgeben.“ „Es war Sommeranfang 1996, meine Tochter rief aus dem Portugal-Urlaub an und weinte so sehr“, erzählte Irmgard. René sei weg, schluchzte sie. Sie hätten in einem Restaurant auf einer Düne Tintenfisch und Pommes gegessen, als René schon runter zum Strand gewollt habe, berichtete sie.

René 1995 am Strand – ein Jahr später verschwand er für immer…

René 1995 am Strand – ein Jahr später verschwand er für immer

Foto: Repro Josef Ley

„Er zog unten sein Hemd und seine Hose und die Schlappen aus“, so Irmgard, „meine Tochter hatte ihn die ganze Zeit im Blick. Nur als sie die Holztreppe zum Strand herunterging, verlor sie ihn kurz aus den Augen. Und dann lagen plötzlich nur noch seine Klamotten da.“ Opa Franz zögerte keine Minute. Er stieg ins Auto, fuhr nach Portugal zu seiner Tochter, half Anita und ihrem Lebensgefährten Peter bei der Suche. Er hängte Plakate auf, befragte Zeugen am Strand, heuerte Taucher an – und stritt mit der Polizei, die die Suche nach kurzer Zeit einstellte. „Die gingen davon aus, dass René ertrunken ist“, sagt Irmgard, „dabei hatte er panische Angst vor den Wellen, er wäre nicht allein ins Meer gegangen. Außerdem hörten seine Fußspuren mitten im Sand auf.“

Das Verschwinden von Maddie

Dann, kurz nach dem 3. Mai 2007, keimte Hoffnung auf. Hoffnung, dass nun doch wieder ermittelt wird – weil nur 30 Kilometer entfernt erneut ein Kind vermisst wurde: Maddie. Das Mädchen verschwand aus einer Luxus-Ferienanlage in Praia da Luz an der portugiesischen Algarve-Küste. Die Eltern, ein englisches Ärzte-Paar, waren in der Nähe der Ferienanlage mit Freunden beim Abendessen.

Vielleicht, so die Hoffnung der Angehörigen von René, würde man sie ja jetzt aufspüren, die Entführer, die auch ihren Jungen genommen hatten? Die Familie ließ ein Bild von René rekonstruieren, wie er inzwischen aussehen könnte, wandte sich nach Maddies Verschwinden auch an die deutsche Polizei. „Dort sagte man uns, die Ermittlungen zu René würden nur wieder aufgenommen werden, wenn es neue Erkenntnisse gibt – und die gab es ihrer Meinung nach nicht.“ Bis die Ermittler auf Christian B. stießen.

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