Wahlen in Afghanistan: 22 Tote bei Explosionen in Wahllokalen

In Kabul gab es am Samstag Anschläge auf Wahllokale

In Kabul gab es am Samstag Anschläge auf Wahllokale

Foto: JAWAD JALALI/EPA-EFE/REX

Am Tag der Parlamentswahl sind in Afghanistan nach Behördenangaben mindestens 22 Menschen getötet und mehr als 180 verletzt worden.

Die meisten Opfer gab es laut afghanischem Gesundheitsministerium in der Hauptstadt Kabul.

▶︎ Ein Selbstmordattentäter sprengte sich dort an einem Wahllokal in die Luft und riss mindestens 13 Menschen mit in den Tod. Unter den Opfern seien Zivilisten, Wahlhelfer und Polizisten, sagte ein Polizeisprecher.

Schon vor dem Selbstmordattentat waren bei mehreren Explosionen in Kabul vier Menschen getötet und 78 weitere verletzt worden. Auch von außerhalb der Hauptstadt wurden am Samstag Anschläge mit Toten und Verletzten gemeldet.

Verletzte werden ins Krankenhaus gebracht

Verletzte werden ins Krankenhaus gebracht

Foto: JAWAD JALALI/EPA-EFE/REX

Die radikalislamischen Taliban hatten zuvor alle Bürger zum Boykott der Abstimmung aufgefordert und mit Angriffen im ganzen Land gedroht. Ob sie hinter den Explosionen stecken ist noch offen. Bereits der Wahlkampf war blutig verlaufen: Mindestens zehn Kandidaten waren getötet worden. Aufgrund der prekären Sicherheitslage konnte schon ein Drittel der Wahllokale nicht öffnen.

Wähler flohen nach einer Explosion aus einer Schule, in der sie ihre Stimme für die mehrmals verschobene Parlamentswahl abgeben wollten, wie ein AFP-Journalist berichtete.

Über 70 000 Soldaten, Polizisten und Geheimdienstmitarbeiter sollten die Wahlen sichern. Rund 8,9 Millionen registrierte Wähler waren dazu aufgerufen, über ein neues Parlament abzustimmen.

Anstehen im Wahllokal in Kabul. Die Taliban hatten mit Anschlägen im ganzen Land gedroht

Anstehen im Wahllokal in Kabul. Die Taliban hatten mit Anschlägen im ganzen Land gedroht

Foto: Rahmat Gul / AP Photo / dpa
Tausende Polizisten und Soldaten sind im ganzen Land im Einsatz. Aus Sicherheitsgründen werden nur 5100 der ursprünglich geplanten 7355 Wahllokale geöffnet

Tausende Polizisten und Soldaten sind im ganzen Land im Einsatz. Aus Sicherheitsgründen werden nur 5100 der ursprünglich geplanten 7355 Wahllokale geöffnet

Foto: Rahmat Gul / AP Photo / dpa

Wahlen werden massiv gesichert

Bereits am Vortag brachten sich in der Hauptstadt Kabul Sicherheitskräfte rund um die Stimmlokale in Stellung. Mehr als 200 zusätzliche Kontrollposten wurden errichtet und alle Zufahrtsstraßen in die Hauptstadt gesperrt. Auch der wichtigste Grenzübergang zu Pakistan, Torkham, ist für den Wahltag gesperrt worden.

Wähler lesen die Kandidatenlisten in einem Wahllokal in Kabul. 2565 Kandidaten wurden für die 249 Sitze aufgestellt

Wähler lesen die Kandidatenlisten in einem Wahllokal in Kabul. 2565 Kandidaten wurden für die 249 Sitze aufgestellt

Foto: JAWAD JALALI/EPA-EFE/REX

Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid hatte Wählern über den Kurznachrichtendienst Twitter am Morgen gedroht, alle Wahlzentren im ganzen Land würden angegriffen.

Der afghanische Präsident Aschraf Ghani war einer der ersten, der seine Stimme am Samstagmorgen abgab. Er lobte in einer kurzen Fernsehansprache die Sicherheitskräfte des Landes und sagte, die Wahlmaterialien hätten alle Wahlzentren im Land erreicht.

Die Wahllokale sind bis 16.00 Uhr lokaler Zeit (13.30 Uhr MESZ) geöffnet. Erste vorläufige Resultate sollen am 10. November veröffentlicht werden, die offiziellen am 20. Dezember.

In den Provinzen Kandahar und Gasni wird nicht gewählt. In Kandahar wurde die Wahl aufgrund eines Attentats auf hochrangige Behördenvertreter kurz vor der Wahl verschoben, in Gasni bereits im Sommer aufgrund ungelöster Fragen um die Neueinteilung von Wahlkreisen.

Es ist die dritte Parlamentswahl in dem Land mit rund 30 Millionen Einwohnern seit dem Fall der Taliban im Jahr 2001 und die erste, die gänzlich von den Afghanen selbst durchgeführt und gesichert wird.

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