US-Geheimdienst CIA ist sicher: Horror-Scheich befahl den Mord an Khashoggi

++ Trump kündigt umfassenden Bericht an ++

Saudi-Arabiens Kronprinz Mohammed bin Salman, auch MBS genannt

Saudi-Arabiens Kronprinz Mohammed bin Salman, auch MBS genannt

Foto: Amir Levy / Reuters

Der US-Geheimdienst CIA hält Saudi-Arabiens Kronprinz Mohammed bin Salman (33) für den Auftraggeber des Mordes an dem regierungskritischen Journalisten Jamal Khashoggi. Das berichtet die „Washington Post“.

Demnach haben US-Regierungsvertreter der CIA-Einschätzung eine hohe Glaubwürdigkeit attestiert. Die Saudi-Regierung dagegen hat eine Verstrickung des Kronprinzen in den Mord an Khashoggi stets bestritten.

„Ich ersticke!“Das waren die letzten Worte des Journalisten Khashoggi

Quelle: Reuters

Trump kündigt umfassenden Bericht an

US-Präsident Donald Trump hat einen umfassenden Bericht zu den Erkenntnissen der CIA bis Dienstag angekündigt. Das sagte Trump am Samstag am Rande seines Besuchs in den Brandgebieten in Kalifornien.

In dem „sehr umfassenden Bericht“ würden „allgemeine Auswirkungen“ angesprochen, sowie die Fragen „wer es (die Tötung) verursacht hat und wer es getan hat“.

US-Medien hatten tags zuvor berichtet, dass der Auslandsgeheimdienst CIA zu der Einschätzung gelangt sei, dass der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman selbst die Tötung des Journalisten im Konsulat in Istanbul angeordnet habe. Das Außenministerium in Washington stellte am Samstag klar, dass noch keine abschließende Bewertung im Fall Khashoggi getroffen worden sei.

Pence: USA werden Verantwortliche für Tötung Khashoggis zur Rechenschaft ziehen

US-Vizepräsident Mike Pence kündigte dagegen an, die USA werden die Verantwortlichen für die Tötung des saudiarabischen Journalisten Jamal Khashoggi zur Rechenschaft ziehen.

▶︎ „Die USA sind entschlossen, all diejenigen zur Rechenschaft zu ziehen, die für diese Tötung verantwortlich sind“, sagte Pence am Samstag am Rande des Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsforums (Apec) in Papua Neuguinea.

▶︎ Die Tötung Khashoggis sei eine „Gräueltat“ und ein „Angriff auf eine freie und unabhängige Presse“, sagte Pence. Zu geheimen Informationen wollte er sich nicht äußern. „Wir werden uns an die Fakten halten“, sagte der US-Vizepräsident.

Sollten sich die Erkenntnisse der CIA bestätigen, würden diese den Angaben der Staatsanwaltschaft von Riad direkt widersprechen. Diese hatte den Kronprinzen zuletzt von dem international vielfach vorgebrachten Verdacht freigesprochen, die Tötung angeordnet zu haben.

Die CIA-Erkenntnisse drohen die Beziehungen zwischen den USA und dem wichtigen Verbündeten Saudi-Arabien weiter zu belasten. Pence versicherte am Samstag zugleich, die USA wollten einen Weg finden, „die starke und historische Partnerschaft“ mit Saudi-Arabien zu bewahren.

Karte/Map: Wie der saudische Journalist Jamal Khashoggi in Istanbul ermordet und zerstückelt wurde

Bundesregierung und EU unzufrieden mit Aufklärung von Khashoggis Tod

Die Bundesregierung und ihre EU-Partner sind weiterhin nicht zufrieden mit der Aufklärung des gewaltsamen Todes Jamal Khashoggis. Wie das Auswärtige Amt in der Nacht zum Sonntag bei Twitter mitteilte, stellten sich Bundesaußenminister Heiko Maas (52, SPD) und seine EU-Kollegen hinter eine Erklärung der EU-Außenbeauftragten Federica Mogherini (45) zum Fall Khashoggi, in der „eine gründliche, glaubwürdige und transparente Untersuchung“ der vorsätzlichen Tötung Khashoggis verlangt wird.

Die EU-Partner hätten das jüngst eingeleitete Verfahren der Staatsanwaltschaft in Riad gegen mehrere Verdächtige „zur Kenntnis genommen“, trotzdem sei eine weitere Klärung zu den „Umständen des schrecklichen Verbrechens notwendig“, hieß es in dem Tweet des Auswärtigen Amtes, dem die EU-Erklärung beigefügt wurde.

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Darin hieß es, es bestehe weiterhin die Notwendigkeit, „volle Klarheit über die Umstände dieses entsetzlichen Verbrechens zu schaffen ebenso wie all diejenigen, die dafür verantwortlich sind, zur Rechenschaft zu ziehen“. Das Ermittlungsverfahren in Saudi-Arabien sei „ein Schritt“ in diese Richtung, die EU lehne allerdings die mehreren Beschuldigten drohende Todesstrafe grundsätzlich ab. Das Königreich müsse überdies „Maßnahmen ergreifen, um sicherzustellen, dass so etwas nie wieder passieren kann“.

Indirekt drohten die EU-Partner in ihrer Erklärung auch mit Sanktionen gegen Verantwortliche im Fall Khashoggi. „Zur gegebenen Zeit werden die EU und ihre Mitgliedstaaten prüfen, wie sie zusammen auf angemessene Maßnahmen gegen die Verantwortlichen hinwirken können“, hieß es.

So soll der Mord abgelaufen sein

Am 2. Oktober war der „Washington Post“-Journalist und Regime-Kritiker Khashoggi in das saudische Konsulat in Istanbul gegangen. Dort wollte er Dokumente für seine bevorstehende Hochzeit abholen – heraus kam Kashoggi allerdings nicht mehr. Denn in der Botschaft wartete schon ein 15-köpfiges Kommando, darunter viele enge Mitarbeiter des saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman (33). Sie erstickten Khashoggi mit einer Plastiktüte.

Tonaufnahmen des türkischen Geheimdienstes zufolge habe die Ermordung etwa sieben Minuten gedauert. Danach legte das Spezialteam die Botschaft mit weiteren Plastiktüten aus, um Khashoggis Leiche zu zerstückeln.

15 Minuten lang zerteilte Salah Muhammed A. Tubaigy (47), der Chef forensischer Beweisaufnahme des saudischen Innenministeriums, den leblosen Körper mit einer Knochensäge.

Die Reaktion der Saudis nach dem Mord

Die saudiarabische Staatsanwaltschaft hat für fünf Beschuldigte in dem Fall die Todesstrafe gefordert. Die USA planen Sanktionen gegen 17 Staatsbürger Saudi-Arabiens. Nach Auskunft einer mit dem Vorhaben vertrauten Person sind unter anderem ein ehemaliger hochrangiger Berater von Kronprinz Salman betroffen sowie der saudiarabische Generalkonsul in der Türkei, Mohammed Alotaibi.

Saudi-Arabien hatte aber immer wieder betont, es gebe keine Hinweise auf eine Beteiligung von Mitgliedern des Königshauses.

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