Schluss mit Schmuddel-Image: „Die Wahrheit über meine Kunden“

Das Pfandleihhaus Jordan im Breitenweg in Bremen

Das Pfandleihhaus Jordan im Breitenweg in Bremen

Foto: Verena Hornung
Von: A. Sievert

Bremen – Omas Goldarmband, Ringe, Handy oder Laptop. Wer schnell Geld braucht, gibt Wertsachen als Pfand ab und bekommt in nur fünf Minuten Bares. Immer mehr Menschen nutzen Leihhäuser, um unbürokratisch mit Kleinkrediten finanzielle Engpässe zu überbrücken. Und die Leihhäuser kämpfen gegen ein Schmuddel-Image an, wollen endlich Anerkennung als seriöse Geldinstitute. BILD-Besuch beim Leihhaus Jordan von 1929 am Breitenweg. Geschäftsführer Andreas Jordan (40) leitet das Familienunternehmen in dritter Generation. Jordan: „Dadurch, dass wir einen Pfand bekommen, brauchen wir weder Bonitätsprüfungen, noch die Schufa.“

Andreas Jordan (40) und seine Schwester Sefanie (42) verleihen bares gegen Pfand

Andreas Jordan (40) und seine Schwester Sefanie (42) verleihen bares gegen Pfand

Foto: Verena Hornung

Das Erbstück der Oma zum Beispiel und der Personalausweis genügen. Jordans Goldschmiede und Diamantgutachter schätzen sofort den Wert, beleihen mit bis zu 90 Prozent vom Materialwert. Beraten wird auch auf Türkisch, Spanisch, Arabisch und Englisch. Die Kriterien sind gesetzlich vorgeschrieben und staatlich überwacht: Pro Monat sind 1 Prozent Zinsen fällig und eine Gebühr für die Aufbewahrung des Pfand und die Versicherung. Beispiel: Wer sich 100 Euro leiht, zahlt pro Monat 1 Euro Zinsen und 2,50 Euro Gebühr. Macht 3,50 Euro pro Monat. Jordan: „Das ist günstiger, als sich bei der Nachbarin Geld zu leihen und ihr hinterher einen Blumenstrauß zu kaufen.“

Bis zu 90 Prozent vom Materialwert zahlt das Leihhaus Jordan seinen Kunden aus

Bis zu 90 Prozent vom Materialwert zahlt das Leihhaus Jordan seinen Kunden aus

Foto: Verena Hornung

Drei Monate läuft ein Vertrag meist. Rund 80 Kunden kommen pro Tag zum schnellen Geld, leihen sich im Schnitt 350 Euro. Jordan: „Früher beliehen wir sogar Herrenanzüge und Bettwäsche. Doch heute nur Gold, Brillanten, Elektronik, Autos, Uhren, Silber.“ 90 Prozent lösen ihr Pfand wieder aus.

Andreas Jordan (40), Geschäftsführer im Familienbetrieb Jordan

Andreas Jordan (40), Geschäftsführer im Familienbetrieb Jordan

Foto: Verena Hornung

Jordan: „Es sind häufig Handwerker, deren Rechnungen noch nicht bezahlt wurden, die aber für den nächsten Auftrag Geld brauchen.“ Daher stammen Luxus-Uhren wie Rolex bei Jordan. Rentner kommen mit Mahnungen, bevor ihnen das Wasser abgestellt wird, andere wollen Kinder und Enkel unterstützen. Auch Osteuropäer, von denen Verwandte traditionell teure Hochzeitsgeschenke erwarten, kommen. Fatma A. (52) brachte einen Goldring und Ohrringe, bekam 200 Euro. Die Bulgarin: „Die Tochter der Freundin heiratet. Nächsten Monat löse ich den Schmuck wieder aus.“

Kundin Fatma A. (52) im Leihhaus Jordan in Bremen

Kundin Fatma A. (52) im Leihhaus Jordan in Bremen

Foto: Verena Hornung

Was nicht ausgelöst wird, kommt Monate später in die Versteigerung. Möglichen Überschuss bekommt der Kunde, ersatzweise der Staat. Kann man allein von den Zinsen leben? Jordan: „Die Menge macht's. Da wir guten Zulauf haben, geht's.“

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