Hamburgs schlimmste Baustelle : Die Gefangenen vom Heu(l)weg

Anfang März soll der erste Bauabschnitt am Ehestorfer Heuweg fertig werden. Auch für den zweiten Abschnitt plant die Verkehrsbehörde eine umstrittene Einbahnstraßen-Regelung

Anfang März soll der erste Bauabschnitt am Ehestorfer Heuweg fertig werden. Auch für den zweiten Abschnitt plant die Verkehrsbehörde eine umstrittene Einbahnstraßen-Regelung

Foto: SYBILL SCHNEIDER
Von: Manuela Klauer und Sybill Schneider

Hausbruch – Sie wollen zum Arzt, zum Einkaufen oder einfach nur eine Pizza bestellen. Doch was so normal und selbstverständlich klingt, ist Anwohnern im Raum Süderelbe nur unter widrigsten Bedingungen möglich – seit Monaten! Der Ehestorfer Heuweg an der Grenze zwischen Hamburg und Niedersachsen hat traurige Berühmtheit erlangt: Eigentlich wollte der Landesbetrieb Straßen (LSBG) nur die Fahrbahn sanieren – daraus geworden ist die schlimmste Dauer-Baustelle der Stadt.

Im März soll nach Planungs-Pfusch und Bergwerks-Problemen endlich der erste Bauabschnitt fertig werden. Doch zum Jubeln ist den Menschen nicht. DER EHESTORFER HEULWEG! Esther Fahlke Paunovic hat Multiple Sklerose, sitzt im Rollstuhl: „Meine Krankengymnastin hat mir gekündigt, weil sie einen zwölf Kilometer langen Umweg fahren müsste. Dabei brauche ich die Behandlung. Weil der Bus nicht mehr fährt, komme ich nicht zum Supermarkt. Die Stadt hat uns abgeschnitten, wir sind eingesperrt.“

Krankenschwester Johanna Pyrkotsch (30) mit ihrem drei Jahre alten Sohn: „Mit dem Umweg von zwölf Kilometern schaffe ich es nicht rechtzeitig von der Kita zur Arbeit“

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Foto: SYBILL SCHNEIDER

Das Problem: Für den 2. Bauabschnitt droht die nächste Ewig-Sperrung – bis November. Die trifft vor allem Pendler, die aus dem Süden zur Arbeit nach Hamburg müssen: Für sie ist der Heuweg – einzige Parallel-Strecke zur A7 in der Gegend – morgens gesperrt. So will es der LSBG.

Armin Morbach, Ex-Jurymitglied bei „Germany's next Topmodel“: „Durch den Umweg müsste ich aufs Jahr gerechnet Tausende Kilometer mehr fahren. Das geht ins Geld und ist schlecht für die Umwelt“

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Foto: SYBILL SCHNEIDER

Esther Fahlke Paunovic ist auf den Rollstuhl angewiesen – jetzt hat ihr die Krankengymnastin gekündigt

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Foto: SYBILL SCHNEIDER

Krankenschwester Johanna Pyrkotsch (30): „Wenn es soweit kommt, schaffe ich es nicht mehr zu Arbeit. Ich kann mein Kind erst ab 8 Uhr in die Kita bringen. Mit dem Umweg schaffe ich es nicht mehr rechtzeitig zum Schichtbeginn.“ Die Anwohner fordern eine Ampelschaltung, um den Verkehr in beide Richtung aufrechtzuerhalten. Doch das lehnt der LSBG ab. Am Montagabend gibt's ein Krisen-Treffen – im „Jägerhof“ im Ehestorfer Heuweg.

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