Nachbarschaftsstreit um alten Baum: Nach 300 Jahren soll diese Eiche fallen

Der Baum mit einem Stammumfang von 3,95 Meter in Brusthöhe steht genau auf einer Grundstücksgrenze

Der Baum mit einem Stammumfang von 3,95 Meter in Brusthöhe steht genau auf einer Grundstücksgrenze

Foto: Peter Gercke
Von: J. WÄTZOLD

Burgstall (Sachsen-Anhalt) – Sie gilt als Baum der Deutschen. Dichter besingen die Eiche als Symbol der Einheit. Nun sorgt im idyllischen Burgstall (Börde) ausgerechnet ein 300 Jahre altes Exemplar für einen handfesten Ost-West-Familienzwist.

Noch thront der Namensgeber der Adressen beider Streitparteien majestätisch auf der Grenze zwischen Unter den Eichen 10 und Unter den Eichen 12. Die alteingesessenen Eigentümer der einen Anschrift – Anke (54) und Jürgen Wichert (59) – wollen den Riesen unbedingt erhalten. Die Nachbarn – 2017 aus dem Westen zugezogen – beharren auf eine Fällung. „Zunächst, weil sie die über ihrem Haus hängenden Äste als Bedrohung empfanden“, so Anke Wichert gegenüber BILD. Zuletzt seien von den Nachbarn Neubaupläne als Argument gegen die Eiche vorgebracht worden. Objektive Gründe, den Baum umzulegen, sieht auch der zuständige Fachmann des Umweltamtes nicht.

Die Eiche ragt über weit die Dächer hinaus

Die Eiche ragt über weit die Dächer hinaus

Foto: Peter Gercke

„Der Baum ist kerngesund und erstaunlich robust“, hatte Peter Wölk erst im September bei einem Lokaltermin unterstrichen. Tun könne er allerdings nichts, erklärte der vom Landkreis entsandte Artenschutz-Experte: „Das ist in dieser Gemeinde leider reine Privatsache.“ Tatsächlich kann in Burgstall seit 2012 jeder auf seinem eigenen Grundstück Bäume umlegen, wie er lustig ist. „Damals haben wir die Baumsatzung abgeschafft“, bestätigt Bürgermeister Carsten Miehe (47, parteilos): „Sonst hätten wir im Gemeinderat weiter über jede Fällgenehmigung beraten müssen, die Zeit haben wir einfach nicht.“ Deshalb bleibt für den Baum, der zeitgleich mit Friedrich dem Großen (1712-1786) aufwuchs, nur noch die Hoffnung, entweder zum Naturdenkmal erklärt zu werden. Oder die Wicherts gewinnen einen Zivilrechtsstreit um den Grenzbaum. Nächster Gerichtstermin: 4. Februar 2020.

Krankenschwester Anke Wichert (54) kämpft um die kerngesunde Eiche

Krankenschwester Anke Wichert (54) kämpft um die kerngesunde Eiche

Foto: Peter Gercke

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