Nachgehakt: Darum trifft Terodde nur in der 2. Liga

Keine Konkurrent in Sicht - zumindest in der 2. Liga: Simon Terodde trifft - und trifft...

Keine Konkurrent in Sicht - zumindest in der 2. Liga: Simon Terodde trifft - und trifft...

Foto: Danny Gohlke/dpa
Von: Alfred Draxler

Auf zwei Dinge kann man sich in den letzten Jahren im deutschen Fußball verlassen: Der FC Bayern wird Meister! Und Simon Terodde (33) steht auf Platz 1 in der Torschützenliste der 2. Liga.

Jetzt schon wieder! Zehn Tore in acht Spielen hat er gemacht. Zehn von insgesamt 13, die sein neuer Klub Schalke 04 bisher erzielt hat.Den 2:0-Sieg in Rostock schoss er mal wieder ganz alleine heraus. Ein Flugkopfball knapp über der Grasnarbe, ein Abstauber – was ein echter Mittelstürmer so macht, wenn er gut ist.

In der „Ewigen Torschützenliste“ der 2. Liga liegt Terodde mit 152 Treffern nur noch ein Törchen hinter Dieter Schatzschneider, der Legende von Hannover 96. „Schatz“ (heute 63) hat sich längst damit abgefunden, dass er den Rekord los ist: „Es trifft den Richtigen. Simon ist charakterlich einwandfrei, ein Teamplayer und eine Tormaschine.“

Simon Terodde, geboren in Bocholt an der niederländischen Grenze, ist eines der größten Phänomene der Bundesliga. Bei seinen Versuchen in der 1. Liga brachte er es in 58 Spielen nur auf zehn Tore. Warum trifft so ein guter Stürmer nur im Unterhaus? Was fehlt ihm für die absolute Spitze? Oder ist er ein verkanntes Genie?

Stuttgart ballerte er 2017 mit 25 Treffern, Köln zwei Jahre später mit 29 hoch in die 1. Liga. Aber oben angekommen, wurde er beim VfB schon im nächsten Winter abgeschoben, beim FC auch schon nach nur eineinhalb weiteren Jahren.

Terodde, 1,92 Meter groß, ist nicht der Allerschnellste. Auch kein Rastelli am Ball. Er ist ein Mittelstürmer alter Schule, Typ Instinkt-Fußballer. Er weiß, wo er stehen muss. Und er weiß, wo das Tor steht.

Alle feiern Terodde (M.) - er ist aktuell die Schalker Lebensversicherung

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Foto: WITTERS

Einer mit „Tor-Riecher“, ein „echter Neuner“ – zwei Begriffe, die leider aus der Mode gekommen sind, nachdem sich die Schule von Pep Guardiola („Tiki-Taka“, „falsche Neun“) durchgesetzt hat. Bei jedem Misserfolg der deutschen Nationalmannschaft in den letzten Jahren wurde aber immer klarer, wie sehr uns ein echter Mittelstürmer fehlt.

Peter Neururer, Zweitliga-Experte und Trainer von Terodde in Duisburg und Bochum, will wissen, warum sich der Stürmer in der 1. Liga nicht durchsetzen konnte: „In der 2. Liga ist das System auf einen echten Stoßstürmer wie Simon ausgerichtet. Und es funktioniert. Nach dem Aufstieg haben die Trainer das System dann geändert. Man hat tiefer gestanden, es ging plötzlich um Umschaltspiel. Es fehlte der Mut, weiter auf einen Keilstürmer in der Spitze zu setzen. Es lag am System – nicht an Terodde! Er ist für mich nach wie vor einer der besten Stürmer, die wir in Deutschland haben.“

In der letzten Saison spielte Terodde beim HSV. Und machte auch hier 24 Tore. Eine Vertragsverlängerung wurde trotzdem verschlafen.

Rostock - Schalke 0:2Hier verpasst Terodde den Tor-Rekord

Quelle: Bild

Denn die Verhandlungstaktik war: Steigen wir auf, trennen wir uns. Bleiben wir unten, machen wir weiter. Wieder der fehlende Mut, auf Terodde zu setzen. Wieder das alte Vorurteil! Und bevor das entschieden war, griff Schalke zu.

Die HSV-Fans verstehen das bis heute nicht. Und sollte Schalke mit Terodde den Aufstieg schaffen und sollte der HSV wieder einmal scheitern, dann steht Sportvorstand Jonas Boldt mächtig unter Erklärungsdruck!

Simon Terodde, der erstklassige König in der zweitklassigen Liga!

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