Jammer-Interview nach Missbrauchs-Skandal: Weinstein sieht sich als Held der Frauen Hollywoods

Harvey Weinstein könnte lebenslang hinter Gitter wandern

Harvey Weinstein könnte lebenslang hinter Gitter wandern

Foto: picture alliance / newscom

„Ich fühle mich wie ein vergessener Mann“, jammert Harvey Weinstein.

Einst war er der erfolgreichste Filmproduzent in Hollywood, jetzt droht ihm lebenslange Haft. Mehr als 80 Frauen werfen dem Mogul sexuelle Belästigung vor. Ab dem 6. Januar muss er sich nun auch wegen Vergewaltigung in New York vor dem Obersten Gericht verteidigen. Eine Frau wirft ihm vor, sie im Jahr 2013 vergewaltigt zu haben.

Zuletzt wirkte er vor Gericht geschwächt, doch andere Aufnahmen zeigten ihn nachts beim Shoppen im Supermarkt. Schnell kamen Gerüchte auf, dass er seine schlechte Gesundheit nur vortäusche.

Harvey Weinstein am Mittwoch vor Gericht in New York. Wegen seines Rückens braucht er eine Gehhilfe

Harvey Weinstein am Mittwoch vor Gericht in New York. Wegen seines Rückens braucht er eine Gehhilfe

Foto: Mark Lennihan / AP Photo / dpa

Nur deshalb stimmte Weinstein nun einem Interview mit der „New York Post“ zu. Er will zeigen, dass er wirklich krank ist. Daher treffen ihn die Reporter im Luxus-Flügel des Krankenhauses „Presbyterian/Weill Cornell Medical Center“ in New York. Italienischer Mamor, eigener Koch, hochwertige Bettwäsche, Concierge. Am Freitag wurde er operiert. Nach über einem Jahr spricht das „Monster“, wie Schauspielerin Rose McGowan ihn nennt, mit Journalisten.

Er wollte das Interview nutzen, um zu zeigen, dass man sich daran erinnern sollte, dass er viel mehr für Frauen gemacht hat, als jemals ein anderer zuvor. Er wolle nicht für die widerlichen Anschuldigungen in Erinnerung behalten werden, schreibt die Zeitung.

Rose McGowan war eine der ersten Frauen, die über den Filmproduzenten auspackten

Rose McGowan war eine der ersten Frauen, die über den Filmproduzenten auspackten

Foto: WireImage/Getty Images

Weinstein behauptet: „Ich habe mehr Filme mit weiblichen Regisseuren und über Frauen gemacht als je ein anderer Filmproduzent und ich rede von vor 30 Jahren. Ich rede nicht von heute, wo es jetzt so modisch ist. Ich war der Erste! Ein Pionier!“

Er trägt eine lockere Jeans, ein schwarzes T-Shirt, eine Infusion steckt in seinem Arm. Er sieht müde aus. „Ich will, dass diese Stadt sich daran erinnert, wer ich war, anstatt wer ich nun bin“, sagt er. Seit den Anschuldigungen würde alles nur ausgeschlachtet: „Meine Arbeit wurde vergessen.“

Er will nicht über die Anschuldigungen sprechen. Stattdessen redet er über seine Arbeit und wie vielen Menschen er geholfen hat – auch Gwyneth Paltrow.

Madonna und Gwyneth Paltrow im Jahr 1998 mit Harvey Weinstein auf der „Golden Globe“-Party

Madonna und Gwyneth Paltrow im Jahr 1998 mit Harvey Weinstein auf der „Golden Globe“-Party

Foto: Patrick McMullan/Getty Images

Die Schauspielerin sagte ebenfalls, dass er sie belästigt habe. Mit Weinsteins Firma Miramax gewann Paltrow damals einen Oscar für den Film „Shakespeare in Love“. Weinstein soll sie als 22-jährige junge Frau im Jahr 1994 unter dem Vorwand eines Geschäftsgespräches in sein Hotelzimmer gelockt haben, dann habe er versucht sie zu massieren.

„Gwyneth Paltrow hat 2003 10 Millionen Dollar für den Film 'View from the Top' bekommen“, erzählt er. Er habe damals die Entscheidung getroffen, als er der Chef von Miramax war. „Sie war die bestbezahlte Schauspielerin in einem Independent Film. Sie bekam mehr als alle Männer.“

Fragen zum Prozess oder den Anschuldigungen direkt wollte er nicht beantworten. Die Post schreibt, jedes Mal, wenn er eine Frage nicht beantworten wollte, drohte er damit, das Interview zu beenden. Er wollte sich und seine Arbeit in den Vordergrund stellen.

So lobt er sich selbst, was er alles erreicht hat und dass er immer geholfen hat – Charitys unterstützt hat: „Ich habe mir den Erfolg selbst erarbeitet. Ich hatte kein Geld und habe ein Imperium mit Miramax geschaffen und wollte zurückgeben“, sagt Weinstein und weiter: „Wenn Sie sich erinnern, wer ich damals war, würden sie wahrscheinlich einige von den Sachen in Frage stellen.“

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