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Erdbeben in der Ägäis Trümmer, Trauer, Hoffnung

Ein schweres Beben und ein Mini-Tsunami haben in der Türkei und in Griechenland schwere Schäden angerichtet. Fast 800 Menschen wurden verletzt, mindestens 24 getötet – die Suche nach Vermissten dauert an.
Fieberhafte Suche auf den Trümmern eines zerstörten Haus in Izmir

Fieberhafte Suche auf den Trümmern eines zerstörten Haus in Izmir

Foto: KEMAL ASLAN / REUTERS

Ein Seebeben hat am Freitag die türkische Provinz Izmir und die griechische Insel Samos erschüttert. Allein in der türkischen Stadt Izmir kamen nach Angaben der Nachrichtenagentur Anadolu 24 Menschen ums Leben, fast 800 wurden verletzt. Der Bezirk Seferisihar südlich der Stadt wurde laut dem Erdbebenforschungsinstitut Kandili-Observatorium von einem kleinen Tsunami getroffen.

Izmirs Gouverneur Yavuz Selim Kosger teilte mit, dass mehr als zehn Häuser bei dem Beben zerstört wurden. Bislang wurden demnach mindestens 70 Personen aus den Trümmern geborgen, weitere seien verschüttet. Suchtrupps sind laut Afad an 17 Gebäuden im Einsatz.

Überflutungen auf Samos

Auf der griechischen Insel Samos wurden Medienberichten zufolge zwei 17 Jahre alte Jugendliche tot geborgen. Sie waren offenbar von einer einstürzenden Wand getroffen worden. Nach Angaben der Nachrichtenagentur AP wurden weitere 19 Personen verletzt. Zwei Schwerverletzte wurden demnach zur Behandlung nach Athen geflogen. Sieben Personen befinden sich auf der Insel im Krankenhaus.

DER SPIEGEL

Nach Angaben des Auswärtigen Amtes gibt es bislang keine Hinweise darauf, dass unter den Toten und Verletzten in den Ländern Deutsche sein könnten.

Die US-Erdbebenwarte USGS meldete Stärke 7 für das Beben. Das Kandili-Observatorium schätzt die Stärke auf 6,9. Das Zentrum des Bebens lag demnach in der Ägäis vor der türkischen Provinz Izmir, rund 16 Kilometer nordöstlich der griechischen Insel Samos.

Beben dauerte ungewöhnlich lang

Mit rund 30 Sekunden dauerten die Erschütterungen außergewöhnlich lang an, wie das Rathaus von Samos mitteilte. Auch in der Inselhauptstadt Vathy gab es durch den Tsunami Überschwemmungen. Griechische Fernsehsender zeigen Bilder von der überfluteten Küstenpromenade, wo das Wasser Autos wegschwemmte. Auf Twitter kursierten Videos, wonach das Wasser auch Stunden nach dem Beben noch über die Promenade stieg.

Überschwemmung auf der Insel Samos

Überschwemmung auf der Insel Samos

Foto: Michael Svarnias / AP

Das Deutsche Geoforschungszentrum (GFZ) in Potsdam berichtete ebenfalls über das "schwere Erdbeben mit einem Tsunami". Nach GFZ-Berechnungen erreichten die Wellen Höhen von mehr als 1,5 Metern; sie könnten an der Küste womöglich bis zu drei Meter hoch auflaufen. Zuvor waren Staubwolken über Samos aufgestiegen. Etliche Gebäude seien beschädigt, berichtete das griechische Staatsfernsehen.

Erschütterungen bis nach Athen und Istanbul

Verschiedenen Berichten zufolge soll das Beben, das sich laut Nachrichtenagentur Anadolu um 14.51 Uhr Ortszeit zutrug, in der türkischen Metropole Istanbul und bis in die griechische Hauptstadt Athen zu spüren gewesen sein.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan richtete sich in einem Tweet an die Bevölkerung. Man stehe den vom Erdbeben betroffenen Menschen mit allen Mitteln bei, schrieb er. Zudem telefonierte Erdoğan mit Griechenlands Premierminister Kyriakos Mitsotakis. Man habe gegenseitige Wünsche für eine schnelle Erholung ausgetauscht, hieß es.

EU-Ratspräsident Charles Michel bot der Türkei und Griechenland ebenfalls Hilfe an. "Ich bin in Gedanken bei allen, die betroffen sind", schrieb Michel am Freitag auf Twitter. "Die EU hält sich bereit, Unterstützung zu leisten." Auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg boten Hilfe an.

fek/dpa/AP