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Terrorangriff in Nizza Ermittler nehmen weiteren Mann in Gewahrsam

Die Zahl der Verdächtigen nach dem Anschlag in Nizza steigt weiter: Die Polizei hat einen 35-Jährigen gefasst, der kurz vor der Bluttat mit dem Täter in Kontakt gewesen sein soll.
Sicherheitskräfte vor dem Tatort in Nizza

Sicherheitskräfte vor dem Tatort in Nizza

Foto: FEP / imago images/PanoramiC

Nach dem mutmaßlich islamistisch motivierten Anschlag von Nizza mit drei Toten ist ein weiterer Verdächtiger festgenommen worden. Der 35-Jährige sei wegen möglicher Verbindungen zu dem tatverdächtigen Angreifer in Polizeigewahrsam genommen worden, berichtet die Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf Justizkreise.

Zuvor hatte der Sender France Info über die Festnahme berichtet. Dem Mann wird demnach vorgeworfen, am Tag vor dem Anschlag mit dem Täter in Kontakt gewesen zu sein. Am Freitagmorgen hatten die Ermittler bereits die Festnahme eines 47-Jährigen bekanntgegeben, der ebenfalls verdächtigt wurde, kurz vor der Tat mit dem Angreifer in Kontakt gestanden zu haben.

Bei dem Angriff am Donnerstagmorgen in der Basilika Notre-Dame wurden zunächst ein Mann und eine Frau getötet; eine verletzte Frau konnte in eine Bar flüchten, erlag dort aber ihren Verletzungen.

Bei dem mutmaßlichen Täter handelt es sich nach Angaben der Ermittler um einen 21-jährigen Tunesier. Er war erst vor Kurzem aus Italien nach Frankreich eingereist.

Angreifer rief offenbar "Allahu Akbar"

Laut Nizzas Bürgermeister Christian Estrosi rief der Angreifer mehrfach "Allahu Akbar" (Gott ist groß), bevor ihn die Polizei mit Schüssen verletzte und festnahm. In Frankreich ermittelt die Anti-Terror-Staatsanwaltschaft in dem Fall. Auch die Behörden in Tunesien eröffneten eine Untersuchung.

Frankreichs Innenminister Gerald Darmanin hatte zuletzt die Sorge geäußert, dass es nach der tödlichen Messerattacke in Nizza weitere Vorfälle wie "diese schrecklichen Anschläge" geben werde. Frankreich befinde sich in einem "Krieg gegen die islamistische Ideologie", sagte er dem Radiosender RTL. "Wir befinden uns in einem Krieg gegen einen Feind, der sowohl innen als auch außen ist."

Auch Tunesiens Behörden ermitteln

Anti-Terror-Staatsanwalt Jean-François Ricard hatte am Donnerstagabend gesagt, Ermittler wollten herausfinden, ob der Täter von Komplizen unterstützt worden sei. Der mutmaßliche Angreifer sei am 20. September auf der italienischen Insel Lampedusa eingetroffen und am Donnerstagmorgen mit dem Zug in Nizza angekommen.

Auch die tunesischen Behörden ermitteln gegen den Tatverdächtigen. Gemäß dem Recht des Landes werde jeder Tunesier strafrechtlich verfolgt, der in Terrorakte verstrickt sei, egal ob im Inland oder Ausland, sagte ein tunesischer Justizsprecher am Donnerstagabend. So solle ermittelt werden, ob der Täter womöglich in Tunesien Unterstützer hatte.

Der Angriff ereignete sich knapp zwei Wochen nach der Enthauptung des französischen Lehrers Samuel Paty. Dieser war in Paris von einem mutmaßlichen Islamisten tschetschenischer Herkunft auf offener Straße mit einem Messer getötet worden.

Im Unterricht hatte der Lehrer zu dem Thema Meinungsfreiheit umstrittene Mohammed-Karikaturen genutzt. Der französische Finanzminister Bruno Le Maire sagte dazu am Freitag dem Radiosender France Inter: "Ich mag diese Cartoons nicht". Er verteidige aber das Recht, sie zu veröffentlichen.

fek/AFP