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Syrische Kämpfer in Libyen Erdogans Söldner

Sie haben in Syrien gegen Baschar al-Assad gekämpft und gegen die Kurden. Nun ziehen Mitglieder der Hamza-Brigade für den türkischen Präsidenten Erdogan in den libyschen Bürgerkrieg. Was treibt sie an?
Einer von vielen: In Libyen tobt ein Bürgerkrieg - die Türkei mischt mit und setzt auf syrische Söldner

Einer von vielen: In Libyen tobt ein Bürgerkrieg - die Türkei mischt mit und setzt auf syrische Söldner

Foto: Ismail Zetouni/ REUTERS

Ende Januar ging auf dem Handy des Syrers Mansur eine Sprachnachricht ein: "Trommle so viele Leute zusammen, wie du kannst." Mansur tat, wie ihm befohlen. Seither steht sein Telefon nicht mehr still.

Mansur, 38 Jahre alt, hat für die Hamza-Brigade, eine Untergruppe der Freien Syrischen Armee (FSA), gegen Syriens Diktator Baschar al-Assad gekämpft. Inzwischen lebt er als Flüchtling in Gaziantep, im Südosten der Türkei, rekrutiert aber weiter Kämpfer für die Miliz. Aus Sicherheitsgründen will er nur seinen Vornamen nennen.  

Die Hamza-Brigade ist eng verbunden mit dem türkischen Militär, ihre Milizionäre haben Präsident Recep Tayyip Erdogan unter anderem dabei geholfen, die Region um die Stadt Dschrabulus von der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) zu befreien, auch an Erdogans Krieg gegen die kurdische Miliz YPG waren FSA-Mitglieder beteiligt. Mansur ist nun jedoch mit einer anderen Aufgabe betraut: Er soll Söldner nicht länger für Syrien mobilisieren, sondern für den Bürgerkrieg in Libyen.

Erdogan ist innerhalb von wenigen Monaten zu einem zentralen Akteur in dem nordafrikanischen Land aufgestiegen. Er hat Waffen und Soldaten nach Libyen geschickt und auf diese Weise entscheidend dazu beigetragen, dass sich Premier Fayez Sarraj trotz der Offensive des Warlords Khalifa Haftar an der Macht halten kann. 

"Ihr verpflichtet euch für neun Monate und bekommt 2000 Dollar im Monat"

Es sind jedoch weniger Türken, die für Erdogan in Libyen kämpfen, sondern vor allem Syrer. Laut Medienberichten sollen sich inzwischen mehrere tausend FSA-Söldner in dem Land aufhalten. 

"Es gibt im Moment nicht allzu viele Gefechte. Ihr verpflichtet euch für neun Monate und bekommt 2000 Dollar im Monat", versprach Mansur seinen Gesprächspartnern. Innerhalb weniger Stunden hatte er fast ein Dutzend Syrer in Istanbul und im türkisch-syrischen Grenzgebiet für den Kriegsdienst in Libyen gewonnen, sagt er. Sie sollen nun an der Seite Sarrajs gegen Haftars Truppen kämpfen. 

Zwar haben sich die libyschen Konfliktparteien auf einem Gipfel in Berlin im Januar auf einen vagen Friedensplan verständigt, die Kämpfe halten seither jedoch unvermindert an.

Internationaler Stellvertreterkrieg am Mittelmeer

Der Libyenkonflikt hat sich längst zu einem internationalen Stellvertreterkrieg ausgeweitet . Die Türkei, Katar, Italien unterstützen Sarraj, der auch von den Vereinten Nationen als rechtmäßiger Regierungschef anerkannt wird. Russland, Ägypten, Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate und Frankreich haben sich auf die Seite Haftars geschlagen. 

Bislang deutet nichts darauf hin, dass die ausländischen Mächte bereit sind, sich aus Libyen zurückzuziehen, wie sie es bei dem Berliner Gipfel versprochen haben. Das Uno-Waffenembargo werde von sämtlichen Beteiligten weiter verletzt, kritisiert der Uno-Sondergesandte für Libyen, Ghassan Salamé. Vor allem die Vereinigten Arabischen Emirate sollen nach Aussagen von Beobachtern Haftar weiter massiv aufrüsten.  

Adnan, ein Kommandant der Hamza-Brigade aus Homs, berichtet, dass er und seine rund 70 Männer nach der Ankunft in Tripolis Mitte Januar von türkischen Militärberatern ausgerüstet und trainiert worden seien. Sie hätten Waffen bekommen und würden türkische Militäruniformen tragen. Die Bedingungen in Libyen, erzählt ein weiterer Hamza-Kämpfer, seien sehr viel besser als in Syrien. Die Söldner sind in Gästehäusern mit Strom und Klimaanlage untergebracht.

Dollar für den Krieg in der Fremde

In Syrien bekamen FSA-Mitglieder von der Türkei 90 Dollar im Monat bezahlt, als sie gegen die kurdische Miliz YPG in den Krieg zogen. In Libyen ist es zwanzig Mal so viel, heißt es.

Innerhalb der syrischen Opposition ist der Kriegseinsatz umstritten. Einige Gruppen weigern sich, sich an der Operation zu beteiligen. Sie halten sie für einen "Verrat an der syrischen Revolution". Andere machen aus Angst vor Erdogan trotzdem mit. "Andernfalls hört die Türkei auf, uns zu unterstützen", sagt ein FSA-Mann.

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