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Zuwanderung nach Brexit Britische Wirtschaft warnt vor Lohnhürde

Wer als Ausländer weniger als 30.000 Pfund im Jahr verdient, soll künftig nicht mehr in Großbritannien arbeiten dürfen. Jetzt warnt die britische Wirtschaft: Tausende Stellen, etwa in Kliniken, blieben unbesetzt.
Blick auf Londons Finanzdistrikt: Viele Firmen fürchten, dass sie wegen des Brexits bald kaum noch qualifizierte Fachkräfte aus dem Ausland anstellen können

Blick auf Londons Finanzdistrikt: Viele Firmen fürchten, dass sie wegen des Brexits bald kaum noch qualifizierte Fachkräfte aus dem Ausland anstellen können

Foto: NIKLAS HALLE'N/ AFP

Eine Vereinigung britischer Wirtschaftsverbände hat den künftigen Premierminister aufgerufen, die bislang für die Zeit nach dem Brexit geplanten harten Zuwanderungsregeln zu entschärfen. Das betrifft vor allem die Schwelle für das Jahresgehalt: Mögliche Zuwanderer sollen nachweisen, dass sie mindestens 30.000 Pfund verdienen.

Das Problem an der Hürde: Sie liegt so hoch, dass viele Stellen nicht mehr besetzt werden könnten. Mehr als 60 Prozent aller Jobs in Großbritannien lägen derzeit unter der 30.000-Pfund-Schwelle, erklärten die Verbände. Werde die Schwelle zu hoch angesetzt, steige das Risiko, dass künftig nicht genügend ausländische Arbeitskräfte für wichtige Bereiche wie Gesundheit und Pflege zur Verfügung stünden. Die Verbände fordern deshalb, die Schwelle auf 20.000 Pfund zu senken - und wollen weitere Erleichterungen bei der Anwerbung ausländischer Mitarbeiter.

Die Verbände richten ihre Forderungen an Boris Johnson und Jeremy Hunt. Im Rennen um die Nachfolge der konservativen britischen Premierministerin Theresa May liegt Johnson in Umfragen vor seinem Konkurrenten, dem Außenminister Hunt. Bedenken gegen die sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen der Zuwanderung unter anderem aus Osteuropa hatten 2016 dazu beigetragen, dass die Briten sich in einem Referendum mehrheitlich für den Austritt aus der EU entschieden.

"Ohne die Möglichkeit, internationale Talente einstellen zu können, geraten viele unserer wichtigsten Branchen in große Gefahr", hieß es in dem Schreiben der Wirtschaftverbände. Es sei entscheidend, dass die Regierung Regeln schaffe, die den Arbeitgebern weiter die Anwerbung ausländischer Mitarbeiter gestatteten. Johnson hat versichert, dass Großbritannien die EU Ende Oktober verlassen wird - mit Austrittsabkommen oder ohne.

beb/Reuters
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