WELTGo!
Journalismus neu erleben und produktiver werden
Ihr Assistent Journalismus neu erleben und produktiver werden
WELTGO! ENTDECKEN
  1. Home
  2. Debatte
  3. Kommentare
  4. Das Parlament: Beilage in leichter Sprache ist Inbegriff von Herablassung

Meinung Beilage in „leichter Sprache“

Das kann die „Sendung mit der Maus“ besser

Die abstrakt-dozierende „Parlament“-Beilage dürfte an all jenen vorbeigehen, die sie politisch bilden will, sagt WELT-Autorin Susanne Gaschke Die abstrakt-dozierende „Parlament“-Beilage dürfte an all jenen vorbeigehen, die sie politisch bilden will, sagt WELT-Autorin Susanne Gaschke
Die abstrakt-dozierende „Parlament“-Beilage dürfte an all jenen vorbeigehen, die sie politisch bilden will, sagt WELT-Autorin Susanne Gaschke
Quelle: Foto: Martin U. K . Lengemann
Eine Ausgabe der Bundestags-Zeitung „Das Parlament“ ist mit einer Beilage in „leichter Sprache“ erschienen. Doch die Beilage drückt komplizierte Dinge nicht einfach, sondern dumm aus. Sie ist der Inbegriff von Herablassung.

Es gibt eine schöne, steuerfinanzierte Wochenzeitung: „Das Parlament“ befasst sich mit der Arbeit des Deutschen Bundestages. Als idealen Leser stelle man sich einen 52-jährigen Oberstudienrat für Wirtschaft/Politik in Gummersbach vor.

Irgendjemand muss der grundvernünftigen Redaktion dieser Zeitung vor einiger Zeit eine Beilage in sogenannter leichter Sprache aufgezwungen haben. Die wendet sich ganz offenkundig nicht an Studienräte, sondern an Menschen, die irgendjemand einerseits für besonders parlamentarismusinteressiert, andererseits aber für völlig unfähig hält, normale Zeitungsartikel zu verstehen.

Eine klare, verständliche Sprache ohne überflüssige Fremdworte und Bandwurmsätze mag tatsächlich gut für die Demokratie sein. Die Redaktion der „Sendung mit der Maus“ zeigt seit 47 Jahren, wie man komplizierte Sachverhalte so darstellt, dass auch Kinder sie verstehen können. Sie ist dabei nie herablassend, nie respektlos gegenüber ihren Zuschauern und nie grausam gegen die Grammatik.

Exklusiv für Abonnenten

Die „Parlament“-Beilage hingegen ist der Inbegriff von Herablassung. Sie drückt komplizierte Dinge nicht einfach, sondern dumm aus. Die aktuelle Ausgabe handelt von „Demos in Chemnitz“. Darin heißt es unter anderem: „Am 26. August gab es in Chemnitz einen Streit. Mehrere Männer waren daran beteiligt. Bei dem Streit kam es auch zu Gewalt-Taten. Drei Männer wurden dabei verletzt. Und einer von ihnen ist später im Kranken-Haus gestorben.“

Und weiter: „Asyl-Bewerber bedeutet Folgendes: Manchmal müssen Menschen ihr Heimat-Land verlassen. Zum Beispiel, weil sie dort nicht sicher sind. Oder weil sie auf ein besseres Leben in einem anderen Land hoffen.“

An anderer Stelle: „Bei den Demos haben viele verschiedene Menschen mitgemacht. Manche wollten zeigen, dass sie traurig über den Tod von diesem jungen Mann sind. … Bei den Demos haben bestimmte Menschen mitgemacht. Und zum Teil haben sie die Demos auch geplant. Man nennt diese Menschen Rechts-Extreme. … Mitglieder von der AfD haben bei einer Demo mitgemacht. … Darum fragen nun viele Menschen: Hat die AfD die gleichen Meinungen wie die Rechts-Extremen?“

Eine interessante Frage, in der Tat. Aber im Moment interessiert mich noch mehr, wer die Leute sind, die auf genau diese Weise die Demokratie zu retten hoffen. Die abstrakt-dozierende „Parlament“-Beilage regt diejenigen auf, für die sie nicht gemacht ist, und dürfte an all jenen vorbeigehen, die sie politisch bilden will.

Giffey beklagt „Verrohung der Politikersprache“

Franziska Giffey beklagt nach den Ereignissen in Chemnitz einen sprachlichen Niveauverfall in der Politik. Dabei bezieht sich die Bundesfamilienministerin vor allem auf Horst Seehofer und Martin Schulz.

Quelle: WELT/ Laura Fritsch

Mehr aus dem Web
Neues aus der Redaktion
Auch interessant
Mehr zum Thema