Sie kommen alle zu ihm. Selbst jene, die einst klar im westlichen Lager standen. Die Saudis, Amerikas mächtigste arabische Verbündete, fliegen nach Moskau und haben Wladimir Putins Rolle als Schiedsrichter in Syrien stillschweigend akzeptiert.
Die Ungarn, die 1989 mit als Erste aus dem Ostblock losbrachen, werben für ein Ende harter Sanktionen gegen Russland, ebenso wie Italien, das noch unter Matteo Renzi ein wichtiger Partner Angela Merkels in der EU war. Dabei erwirtschaften 60 Millionen Italiener pro Kopf und Jahr mehr als dreimal so viel wie 140 Millionen Russen. Was hat der Mann im Kreml eigentlich zu bieten?
Alle Ergebnisse und Grafiken zur Präsidentschaftswahl in Russland finden Sie hier.
Wer Putins globales Netzwerk betrachtet, erkennt in ihm einen Meister der Problembeziehungen. Russland ist überall dort stark, wo tief greifende Spaltungen auftreten. Und seine Partnerschaften sind Feindschaften oft zum Verwechseln ähnlich. Das mag daran liegen, dass Putin ein feines Gespür für die Schwächen seiner angeblichen Freunde und für die Psychologie der Erpressung hat. Diese Fähigkeiten machen ihn mächtig in einer Welt der Krisen und chaotischen Räume.
Solange er nicht auf ernsthaften Widerstand trifft, arbeitet die Zeit darum für Putin. Im Nahen Osten kann er nicht nur für Syrien, sondern auch in der Auseinandersetzung mit dem Iran eine Schlüsselrolle spielen. Dass Nato-Staaten nach dem Fall Skripal Erklärungen abgeben und russische Diplomaten ausweisen, ist für Putin kein ernsthaftes Problem.
Doch ihm nützt die Polarisierung der Europäer, die er mit Kontakten zu radikalen Parteien und Manipulationen der sozialen Netzwerke fördert. Donald Trump feuerte seinen Außenminister Rex Tillerson, kurz nachdem dieser Russland wieder einmal kritisiert hatte. Und wenn die geplanten Verhandlungen zwischen Trump und Kim Jong-un in Schwierigkeiten geraten, könnte Putin wie im Dezember Bomber zum Schutz Nordkoreas schicken. Herr Putin hilft immer gern.
Eine Übersicht von Putins Allianzen:
US-Präsident Donald Trump wehrt sich gegen den Verdacht, Putins Mann im Weißen Haus zu sein. Doch Russland-Kritiker stellt er kalt.
Putin im April 2002 mit dem damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder. Später nannte dieser Putin einen „lupenreinen Demokraten“ und startete kurz vor Ende seiner Amtszeit 2005 ein deutsch-russisches Pipeline-Projekt.
Putin empfing Italiens damaligen Premier Silvio Berlusconi 2003 zum Essen in seiner Privatresidenz und schenkte ihm auch mal Satin-Bettwäsche. Der Italiener soll laut Wikileaks-Dokumenten privat an Energie-Deals mit Russland verdient haben. Italien ist abhängig von russischem Öl und Fürsprecher Moskaus in der EU.
Russlands Luftwaffe sichert das Überleben von Syriens Diktator Baschar al-Assad. Doch Putin soll schon über einen Nachfolger für seinen Schützling nachdenken.
Irans Präsident Hassan Ruhani schloss den Atomdeal mit Putins Hilfe. Teheran ist in viele Konflikte der Region verwickelt, Moskau vermittelt.
Im November 2015 feierte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan den Abschuss eines russischen Kampfflugzeugs über Syrien. Putin machte wirtschaftlichen Druck, bis Erdogan nachgab. Jetzt spricht er seinen Feldzug in Syrien mit dem Kreml ab.
Putin und Angela Merkel bei einem Treffen 2007. Der Präsident brachte unerwartet seine Labradorhündin Koni mit. Merkel hat angeblich Angst vor Hunden, seit sie als junges Mädchen gebissen wurde.