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Essener Tafel beschließt Aufnahmestopp für Nichtdeutsche

Essener Tafel beschließt Aufnahmestopp für Nichtdeutsche

Die Essener Tafel wird vorerst nur noch Deutsche als Neukunden aufnehmen. Der Grund: Durch den Flüchtlingszuzug im Jahr 2015 stieg der Andrang. Gegen den Vorwurf der Fremdenfeindlichkeit wehrt sich der Vereinsvorsitzende.

Quelle: WELT/ Erdmann Hummel

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Durch den Flüchtlingszuzug im Jahr 2015 stieg bei der Essener Tafel der Andrang auf die Bedürftigenversorgung. Nichtdeutsche machten zuletzt einen Anteil von 75 Prozent aus. Nun geht die Einrichtung einen drastischen Schritt.

Die Essener Tafel hat sich dazu entschieden, nur noch Deutsche als Neukunden aufzunehmen. Der gemeinnützige Verein, der Lebensmittel an Bedürftige verteilt, habe sich zu diesem drastischen Schritt gezwungen gesehen. Zuletzt war der Anteil von Migranten bei der Essensausgabe auf drei Viertel gestiegen, wie die „WAZ“ unter Berufung auf den Vorsitzenden des Vereins, Jörg Sartor, berichtete.

„Wir wollen, dass auch die deutsche Oma weiter zu uns kommt“, sagte Sartor. Senioren und alleinerziehende Mütter seien in den letzten Jahren einem „schleichenden Verdrängungsprozess“ zum Opfer gefallen. Vor dem Flüchtlingszuzug habe der Anteil von Migranten bei nur 35 Prozent gelegen. Darunter seien auch viele gewesen, die schon lange in Deutschland lebten.

Die Essener Tafel gibt 1800 Karten an Bedürftige aus. Genutzt werden diese in vielen Fällen von mehreren Personen. So betrage der Anteil nicht deutscher Karteninhaber 61 Prozent, diese ernährten aber teilweise weitere Familienmitglieder.

Sartor sagte, gleichzeitig mit dem erhöhten Anteil von Ausländern sei der Anteil der deutschen Nutzer des Tafelessens zurückgegangen. Gerade ältere Nutzerinnen hätten sich von der großen Zahl fremdsprachiger Männer abgeschreckt gefühlt. Trotz Gegenmaßnahmen hätten sich viele abgemeldet. Mit dem Aufnahmestopp habe man sich schwergetan und wisse, dass das ein „heißes Thema“ sei. Er rechne mit Unruhen und Kritik.

„Bei uns zählt die Bedürftigkeit“

Der Landesverband der Tafeln in Nordrhein-Westfalen bestätigte einen starken Andrang von Migranten in den vergangenen zwei Jahren. Davon seien alle Tafeln in Nordrhein-Westfalen betroffen, sagte die stellvertretende Vorsitzende Claudia Manousek in Dormagen. Ein Handeln wie in Essen sei aber nicht bekannt.

Aus Sicht des Landesverbandes gibt es durchaus Unmut bei den Kunden. Migranten hätten gelegentlich falsche Erwartungshaltungen. Es gebe Regeln, die manchmal schon aus sprachlichen Gründen schwer zu erklären seien. Bei manchen anderen Kunden rege sich da Unmut. Hinzu komme auch, dass Kunden früher zwei Mal die Woche kommen konnten und inzwischen nur noch ein Mal.

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Die Düsseldorfer und die Dortmunder Tafel nehmen ohne Einschränkungen auf. In Dortmund kommen Kunden wegen des hohen Andrangs zunächst auf Wartelisten. Wer drei Wochen ohne Entschuldigung nicht kommt, macht automatisch Platz für einen Nachrücker. In Düsseldorf kann „jeder Lebensmittel beziehen, der bedürftig ist, staatliche Leistungen bezieht und in einer Mietwohnung wohnt“, sagte Sprecherin Eva Fischer. „Bei uns zählt die Bedürftigkeit, nicht die Herkunft.“ Der Verein schätzt den Anteil der Kunden mit ausländischen Wurzeln auf etwa 60 Prozent.

Der Landesverband hatte zum Jahresende die Zahl der Kunden mit 200.000 angegeben. In den vergangenen zehn Jahren habe sich die Zahl verdoppelt. Unter den Kunden seien 10.000 Flüchtlinge. Die Hälfte der Kunden bei den 170 Tafeln seien Rentner.

cba/dpa

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