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Deutschland Ex-Verfassungsschutzchef

Maaßen wird jetzt Sonderberater im Innenministerium

Maaßen soll Sonderbeauftragter für Sicherheit werden

Die Spitzen der großen Koalition haben über die Zukunft des umstrittenen Verfassungsschutzpräsidenten Maaßen entschieden: Er soll nun doch nicht zum Staatssekretär befördert werden, sondern eine andere Stelle antreten.

Quelle: WELT / Christina Lewinsky

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Verfassungsschutzchef Hans-Georg Maaßen soll doch nicht zum Staatssekretär befördert werden.
  • Stattdessen wird er bei gleichen Bezügen Sonderberater im Bundesinnenministerium.
  • Die SPD-Linke signalisiert Zustimmung zu dem Kompromiss.

Verfassungsschutzchef Hans-Georg Maaßen soll nun doch nicht zum Staatssekretär im Innenministerium befördert werden. Nach Worten von Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) wird er stattdessen Sonderberater im Innenressort. Im Rang eines Abteilungsleiters soll er für europäische und internationale Aufgaben zuständig sein. Seine Besoldung bleibe unverändert. Die Lösung werde „zügig und zeitnah umgesetzt“.

Die Finanzierung von Maaßens neuer Stelle werde aus dem Haushalt seines Ministeriums erwirtschaftet, sagte Seehofer. „Zusätzliche Mittel sind nicht erforderlich.“ Maaßens neuer Posten werde unmittelbar beim Bundesminister angesiedelt. Zuständig sein werde er unter anderem für die Aushandlung von Abkommen für Rückführungen von Asylbewerbern, die gemeinsame europäische Sozialpolitik und Vereinbarungen mit afrikanischen Staaten in der Flüchtlingspolitik.

SPD-Chefin Andrea Nahles begrüßte den Kompromiss. „Es ist ein gutes Signal, dass die Koalition in der Lage ist, die öffentliche Kritik ernst zu nehmen und sich selbst zu korrigieren“, sagte sie. „Maaßens Tätigkeitsbereich wird nichts mit dem Verfassungsschutz zu tun haben.“ Die Einigung sehe auch vor, dass der für Wohnungsbau zuständige SPD-Staatssekretär Gunther Adler im Amt bleibe.

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Nahles setzt darauf, dass die Koalition nach der neuen Einigung zur Regierungsarbeit zurückkehrt. „Die Koalition wird sich nun wieder der Sacharbeit widmen. Wir haben noch viel vor“, sagte sie am Sonntagabend nach einem etwa halbstündigen Treffen der drei Parteivorsitzenden von CDU, CSU und SPD in Berlin.

Am Montag beraten die Gremien der SPD über die Personalie Maaßen. Um 9:00 Uhr kommt das Präsidium zusammen, um 10:00 Uhr der 45-köpfige Bundesvorstand und um 17:00 Uhr die SPD-Bundestagsfraktion. Die SPD-Linke signalisierte Zustimmung zu dem Kompromiss. SPD-Vize Ralf Stegner sagte der Deutschen Presse-Agentur: „Das ist in dieser Angelegenheit eine gute Lösung.“ Die Bedingungen der SPD seien erfüllt – nämlich eine Abberufung von dem Amt als Chef des Verfassungsschutzes, in dem er untragbar geworden sei, die Versetzung in eine andere Funktion als Sonderberater mit anderen Aufgaben, aber ohne Beförderung.

Nach tagelangem Ringen hatte sich ein Ende des Streits am frühen Abend abgezeichnet. Seehofer sagte: „Ich denke, die Chancen auf Einigung stehen gut.“

Am Dienstag hatten sich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Seehofer und Nahles darauf verständigt, dass Maaßen Innenstaatssekretär werden solle. Es wäre eine Beförderung mit steigenden Bezügen für den Spitzenbeamten gewesen, dessen Ablösung die SPD nach umstrittenen Äußerungen zu rechten Ausschreitungen in Chemnitz verlangt hatte.

In der SPD hatte die Entscheidung eine Welle der Empörung ausgelöst, auch in der CDU und der CSU hatte sie für Unverständnis gesorgt.

Bei einem mittlerweile dritten Spitzentreffen im Kanzleramt wurde dann am Abend die Entscheidung über Maaßens Zukunft gefällt.

Heftige Kritik aus der Opposition

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FDP-Chef Christian Lindner kritisierte unterdessen die Einigung der Koalitionsspitzen. „Es wird der Posten eines Frühstücksdirektors geschaffen“, schrieb Lindner am Sonntagabend bei Twitter. „Das offenbart den Charakter der GroKo. Abgekoppelt von realen Problemlösungen geht es nur noch um Gesichtswahrung und Beschwichtigung.“

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Auch Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt zeigte sich mit dem Kompromiss unzufrieden. Bei Twitter schrieb sie: „Und Maaßen bleibt. Das schafft wieder neue Probleme. Es bleibt der, der das Parlament bei Amri belogen hat, der die AFD coacht und rechte Verschwörungstheorien verbreitet.“

Der Streit um Maaßen schadet vor allem Horst Seehofer

CSU-Chef Horst Seehofer will nicht auf Hans-Georg Maaßen verzichten. Das nagt an der Glaubwürdigkeit des Innenministers. Zudem glauben 67 Prozent der Deutschen nicht mehr, dass die GroKo-Parteichefs noch vertrauensvoll zusammenarbeiten können.

Quelle: WELT / Lukas Axiopoulos

dpa/reuters/epd/ds/gbe

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