Sie freuten sich, als hätten sie gerade den Titel gewonnen. Durch den Schalker Sieg in Wolfsburg war zwar bereits vor dem Anpfiff klar gewesen, dass es in Leipzig keine Meisterfeier für den FC Bayern geben würde. Doch es waren ja auch nicht die Münchner, die jubelnd über den Rasen hüpften.
RB Leipzig hatte das Topspiel der Bundesliga nach einer physisch wie taktisch beeindruckenden Leistung mit 2:1 (1:1) für sich entschieden. „Der Gesamtauftritt der Mannschaft war gut“, lobte Sportdirektor Ralf Rangnick drei Tage nach dem erfolgreichen Europa-League-Auftritt bei Zenit St. Petersburg: „Auch physisch wirkte die Mannschaft enorm stark. Hut ab!“
Nach der dritten Saisonpleite der Münchner ist nun sogar ungewiss, ob die 28. Meisterschaft überhaupt am kommenden Spieltag zu Hause gegen Dortmund perfekt gemacht werden kann. Dazu dürften die Gelsenkirchener zuvor am Ostersamstag nicht gegen Freiburg gewinnen.
Luxusprobleme, angesichts von immer noch 17 Punkten Vorsprung. Natürlich ist das Rennen um den Titel seit Wochen entschieden, wie auch die Mannschaftsaufstellung gegen die Sachsen verdeutlichte. Jupp Heynckes verzichtete nicht nur auf den verletzten Thiago, sondern ließ auch Jerome Boateng, Javi Martinez, Rafinha, Franck Ribery und Robert Lewandowski auf der Reservebank. Der Pole wurde durch Sandro Wagner ersetzt – nominell und effektiv. Nach zwölf Minuten brachte der Vertreter die Münchner in Führung. James hatte mit dem linken Außenrist butterweich ins Strafraumzentrum geflankt, wo Juan Bernat, Arturo Vidal und Wagner in Überzahl waren und Wagner unbedrängt einköpfte.
Werner kommt zehn Minuten später
Für die Partie kündigte sich ein einseitiger Verlauf an, da auch Leipzigs Trainer Ralph Hasenhüttl sechs personelle Wechsel vorgenommen hatte und mehreren Leistungsträgern eine Pause gönnte: Timo Werner, Willi Orban, Emil Forsberg, Jean-Kévin Augustin, Lukas Klostermann und Bernardo. Nach einer frühen Verletzung von Marcel Sabitzer, der sich einen Bänderriss im rechten Sprunggelenk zuzog, kam Werner immerhin mit zehnminütiger Verspätung auf den Platz und fand sich schnell als letztes Glied einer druckvollen und wuchtigen RB-Offensive wieder.
Denn die vermeintliche B-Elf der Leipziger stellte München 2 vor große Probleme, offenbarte allein Schwächen im Torabschluss. Sven Ulreich parierte zweimal gegen Yussuf Poulsen (14.), Werner blieb mit seinem Schuss zu unplatziert (19.), ebenso Bruma sieben Minuten danach. Nach knapp einer halben Stunde mussten Ulreich und Süle mit vereinten Kräften gegen Werner retten (28.). Auch in der 37. Minute war es Süle, der Werners Schuss blockte. Diesmal aber nutzte Naby Keita den Abpraller zum Ausgleich.
Die Leipziger hielten auch nach dem Seitenwechsel die Laufleistung hoch. Keita revanchierte sich für das 1:1 und schickte Werner steil, der aus halbrechter Position zum 2:1 traf (56.) – sein erster Treffer nach 543 torlosen Minuten. Nachdem der 22-Jährige kurz darauf das 3:1 vergeben hatte, kam Lewandowski für die Schlussviertelstunde, blieb aber gegen aufopferungsvoll kämpfende Leipziger ohne Torchance. Die Bayern dürfte das kaum stören. Die Feiertage sind für April und Mai terminiert.
„Leipzig ist der verdiente Sieger“, sagte Münchens Trainer Jupp Heynckes, „es gibt solche Spiele, in denen die Defensivarbeit nicht so funktioniert. Leipzig war ein überragender Gegner, sehr agressiv und laufstark, mit gutem Pressing. Das muss man anerkennen.“
Werner aber erlebte noch ein Kuriosum, als er in der 83. wieder ausgewechselt wurde. „Das war schon speziell“, sagte der ein- und ausgewechselte Matchwinner: „Ich hatte nicht damit gerechnet, dass ich so früh rein muss. Es hatte im Oberschenkel gezwickt. Aber mit so einem Ergebnis geht man gerne vom Platz.“