Mit dem Wort „historisch“ sollte bekanntlich sparsam umgegangen werden. In Verbindung mit der Eröffnung des Berliner Hauptstadt-Flughafens BER ist es aber durchaus angebracht. Am Wochenende soll es tatsächlich soweit sein: Wenn nichts dazwischenkommt, landen am Samstagnachmittag die ersten Maschinen von Easyjet und Lufthansa auf dem Willy-Brandt-Flughafen im Südosten von Berlin.
14 Jahre hat der Bau gedauert, neun Jahre länger als geplant und um ein Vielfaches teurer als angenommen. Unzählige Pannen von falschen Dübeln bis zu fehlendem Brandschutz haben das Bauwerk zum Gespött in der ganzen Welt gemacht.
Der Start fällt in die schwerste Krise der Luftfahrt
Nie zuvor hat die deutsche Ingenieurskunst größere Kratzer bekommen. Und auch die Politik hat allzu oft ein peinliches Bild abgegeben. Es ist daher wenig überraschend, dass viele schon gar nicht mehr mit einer Eröffnung des BER gerechnet haben.
Es wirkt fast wie eine Ironie des Schicksals, dass der Start in die schwerste Krise der Luftfahrt fällt. Es scheint, als bekäme der BER damit die Eröffnung, die er verdient: Trostlos und ohne Gäste. Durch die Corona-Pandemie wird das Flugaufkommen über Jahre hinweg schwach sein.
Bis vor Kurzem galt der Airport noch als viel zu klein geplant. Nun ist klar, dass er in den kommenden Jahren nicht ausgelastet sein wird – und deshalb finanzielle Hilfe in Millionenhöhe braucht. Die nächste Welle der BER-Scherze scheint bereits programmiert.
Aber irgendwann muss es auch mal gut sein mit der Häme. Ja, wahrscheinlich wird schon am Samstag eine Tür klemmen, ein Bildschirm ausfallen oder ein Koffer verloren gehen. Aber das passiert eben überall. Nur steht eben kein Flughafen der Welt so unter Beobachtung wie der BER.
Und auch wenn wir uns das aktuell kaum vorstellen können: Die Menschen werden wieder in großem Maße fliegen. Nicht ohne Grund stehen beim Flugzeugbauer Airbus noch über 7000 Flugzeugaufträge in den Büchern.
Nach Frankfurt und München wird der BER das drittgrößte Drehkreuz in Deutschland sein. In der Nähe von Teslas neuer Gigafactory und aufstrebenden Industriegebieten kann er zur Wohlstandsmaschine werden. Er wird Arbeitsplätze schaffen und das Berliner Tor zur Welt werden. Der BER wird der Hauptstadt zu neuem Glanz verhelfen. Dazu aber müssen wir ihn das sein lassen, was er ist: ein großartiger Flughafen.